Arktis/Air zu Gast im Rhiz

Es gibt sie erfreulicherweise immer noch, jene junge Bands, die ohne nach links oder rechts zu blicken, ihr ganz eigenes Ding durchziehen, sei es noch so weit abseits vom Herkömmlichen angesiedelt. Was die sechsköpfige Formation Arktis/Air auf ihrem im vergangenen Jahr erschienenen Erstlingswerk abliefert, ist schlicht und einfach die ganz hohe Kunst des Crossovers. Vielschichtig, facettenreich, unvorhersehbar, variantenreich, spannend und wunderbar chaotisch. Der inzwischen oftmals zugeschriebene höchst individuelle und von jeder Konvention losgelöste Weg, ist in diesem Fall tatsächlich einer. Jazz trifft auf unvergleichliche Art und Weise auf (Post-)Rock, Noise, alle Formen der Improvisation. Die nächste Gelegenheit, die Arktis/Air live zu erleben, gibt es am 19. Juni im Wiener Rhiz.

Schon nach dem ersten Mal Durchhören des Debüts von Arktis/Air ist man in euphorisches Erstaunen versetzt. Was war das jetzt Undefinierbares, das über einen hier hereingebrochen ist? Gleich nochmals abspielen. Die siebenköpfige Band kreiert einen Gesamtsound, der nicht und nicht in die üblichen Schubladen hineinpassen will, der so vielschichtig, spannend und abwechslungsreich aus den Boxen schallt, dass es eine wahre Freude ist. Philipp Harnisch (Saxophon), Bernhard Höchtel (Keyboards), Bernhard Geigl (Keyboards), Markus Steinkellner (Gitarre), Benedikt Treimer (Gitarre), Robert Pockfuß (Gitarre) und Nikolaus Dolp (Schlagzeug) setzen herkömmliche traditionelle Musikbegrifflichkeiten einfach außer Kraft und führen Dinge zusammen die entgegengesetzter nicht erscheinen könnten.

Was die Truppe entstehen lässt, ist eine an Stilen und Klangfarben ungemein reiche akustische Soundcollage, in der die unterschiedlichen Elemente auf höchst vielschichtige Weise miteinander verwoben werden. Das wirklich Wunderbare an den Stücken dieser jungen Band ist, dass diese ihre Geheimnisse niemals schon nach den ersten Momenten preisgeben. Vielmehr stellt jeder Track für sich eine einzigartige musikalische Reise dar, deren Ziel sich nach etlichen Stilbrüchen, permanenten Verdichtungen und aberwitzigen und unvorhersehbaren Wendungen erst am Ende offenbart. Auf ruhige, sehr reduziert gehaltene, sich stetig steigernde und fast schon in post-rockige hineingehende Passagen folgen ausufernde und im Sinne der Improvisation von jeglicher Struktur befreite Lärmeskapaden allererster Güte.

Arktis/Air erschaffen ein Stück Musik, das in seiner Form wohl vielschichtiger und abwechslungsreicher nicht sein kann. Hier regiert das Verständnis, dass stilistische Kategorisierungen längst nicht mehr greifen, dass etwas Neues alleine dadurch entsteht, wenn man festgesetzte Grenzen überschreitet. Und genau dies zelebriert die siebenköpfige Formation bis hin zu Perfektion. (mt)

http://www.myspace.com/arktisair
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