Aplot, mit bürgerlichem Namen Markus Pilz, gesteht seine Kindheit eher abseits der musikalischen Hoch-, Pop- oder Subkultur, mehrheitlich unter dem Einfluss volkstümlicher Klänge der Schlagerindustrie gefristet zu haben. Dass er ab dem zwölften Lebensjahr Klavierunterricht genossen und die Welt der schwarzweissen Tasten erkundete, mag ihn zwar nicht zum virtuosen Pianisten, doch zweifellos zu einem ausgesprochen musikalischen Komponisten und Produzenten gemacht haben. Wäre da also nicht das aufkeimende Interesse für HipHop und R&B eine fruchtbare Synthese mit der vom Bruder heimgebrachten elektronischen Musik eingegangen, würde Aplot heute vielleicht eher als “Markus Schein” Instrumentalschlager CDs produzieren. Eine völlig unbestätigte These, versteht sich.
Als der Bruder ihm schließlich Plattenspieler und Boxen schenkt, verschmilzt die Neugierde mit Tatendrang. Ab sofort versucht er sich als Dj in den diversen kleinen Clubs seiner Heimatstadt. Doch die Reproduktion des Plattendrehens genügt ihm nicht und so entsteht 2011 Aplot. Der Output hat einen Namen und die musikalische Fantasie einen Kanal. Zunächst produziert er vornehmlich HipHop Beats und einzelne Sounds. Diesmal sind es die Freunde, die Überzeugungsarbeit leisten und ihm nahelegen die eigenen Tracks im Internet zu verbreiten. Auch dieser Schritt trägt Früchte und mündet nur zwei Jahre später im Release seiner ersten EP auf Tiefparterre Records.
The Breathing ist mehr als ein Erstlingswerk. Es gibt die Facetten der Genialität Aplots preis, die sich durch all seine Stücke zieht. Er befreit sich von starren Mustern und Regeln, von Trends und Hipsterwünschen. Das auf The Breathing zu Hörende vermittelt das Gefühl, dass hier Musik gemacht wurde, weil sie gemacht gehört, weil sie dem Produzenten entsprungen und nicht durch Rasterarbeit zeitgenössischer Musikproduktion gelungen scheint. The Breathing selbst ist eine warme, motivierende, am Sampling des HipHop orientierte, ein Lächeln in mein Gesicht zaubernde Nummer, die durch ihre Simplizität überzeugt ohne dabei je flach zu wirken. Mit Tha City rücken die Beats unverschämt nahe ans Ohr, die Snare steht vor einem klanglichen Hintergrund, den Aplot Glockenschlägen und geräuschhaften Elementen überlässt. Sie sind es auch, die der dominanten Austauschbarkeit im Meer der tagtäglich erscheinenden Produktionen nur ein verschmitztes Lächeln schenken. Denn so einfach kann es sein authentische Songs zu schreiben, wenn man noch Musik macht – um ihrer selbst Willen und nicht dem eines Trends, einer Szene.
Seine Vorliebe für das Ein- und Ausfaden der Tracks ist ebenso sympathisch wie oldschool. Attribute, die man auch seiner Musik zuschreiben kann. Wer noch nichts von diesem Grazer Talent gehört hat, sollte es dringend nachholen, denn Songbeschreibungen bleiben wie immer weniger Schall als Rauch, im Vergleich zu den Klängen der Musik. Neue unreleaste Nummern finden sich auf seiner Soundcloud Seite, die man unbesorgt durchhören kann. Jedes Werk ist hörenswert und anregend. Aplot versteht es, seinen Charakter in die Musik und diese mit Charakter zu verpacken. Seht zu, dass ihr diesen Typ nicht aus den Ohren verliert.
Foto: Li Hui / HUIUH.com
Lucia Laggner