Andrés Orozco-Estrada leitet ein tolles NTO-Konzert mit Schumann-Cellokonzert und Beethovens Eroica

Heute noch im Casino Baden und morgen, 19.2.,  im Wiener Musikverein spielt das Niederösterreichische Tonkünstlerorchester ein wirklich tolles Abo-Konzert mit Mendelssohns “Meeresstille und glückliche Fahrt”, Robert Schumanns Konzert für Violoncello und Orchester in a-moll, op. 129 (Solist: Gautier Capuçon) und eine hörenswerte Eroica.  Beginnend mit der Saison 2009/10 übernimmt Andrés Orozco-Estrada die Position des Chefdirigenten der Tonkünstler. Der 1977 in Kolumbien geborene Dirigent folgt damit Kristjan Järvi, der dem Orchester fünf Jahre vorstand.

Geschäftsführer Johannes Neubert freut sich, das Ausnahmetalent für diese Position gewonnen zu haben: «Andrés Orozco-Estrada war auch der Wunschkandidat des Orchesters, die Entscheidung wurde gemeinsam getroffen. Wir haben nach einem Dirigenten gesucht, der sowohl das innovative Profil des Orchesters stärken kann, als auch das nötige Rüstzeug mitbringt, die Qualität unseres breit gefächerten Repertoires zu sichern. Unser Orchester arbeitet seit Jahren mit Andrés Orozco-Estrada zusammen, die Musiker schätzen sein Können und seine Persönlichkeit. Wir sind sicher, in ihm den idealen Partner gefunden zu haben.»Im Mai 2003 stand Andrés Orozco-Estrada zum ersten Mal am Pult des Tonkünstler-Orchesters und wurde danach sofort für zwei Jahre als Assistenzdirigent verpflichtet. Einen großen Erfolg feierte Orozco-Estrada im Juni 2004 mit einem Festwochenkonzert des Tonkünstler-Orchesters im Wiener Musikverein, bei dem er kurzfristig einsprang. Das Konzert wurde von der Kritik als «Wunder von Wien» betitelt. Andrés Orozco-Estrada zu seiner neuen Position: «Ich freue mich auf die Herausforderung, mit diesem traditionsreichen Orchester arbeiten zu dürfen, dessen Stärken und Potenzial ich sehr gut kenne. Ich gehe motiviert und ambitioniert in diese Position und hoffe, mit den Tonkünstlern eine künstlerisch fruchtbare Zeit zu erleben.»

Nach Studien in Kolumbien kam Andrés Orozco-Estrada 1997 in die Dirigierklasse von Uros Lajovic an der Universität für Musik und Darstellende Kunst in Wien. Nach Dirigaten bei der Styriarte in Graz und dem Tonkünstler-Orchester Niederösterreich wurde er, noch nicht dreißig Jahre alt,  2005 zum Chefdirigenten des Großen Orchester Graz «recreation» bestellt. Andrés Orozco-Estrada arbeitet regelmäßig mit dem Kolumbianischen Nationalorchester, der Oper von Bogotá, er stand am Pult der Wiener Symphoniker, des Gewandhausorchesters Leipzig und anderer renommierter internationaler Orchester. 2007 debütierte er in der Berliner Philharmonie mit dem Deutschen Symphonie-Orchester Berlin. Der Vertrag mit dem Tonkünstler-Orchester wurde vorläufig für drei Jahre geschlossen.

Schumann – Beethoven

 

Das Programm macht im ersten Teil mit einem immer wieder unterschätzten Werk Robert Schumanns bekannt, dem Cellokonzert von 1850, das ab der späten Uraufführung 1860 (bzw. mit Orchester erst 1867) immer wieder missverstanden wurde. Es ist das einzige nennenswerte Konzert für Violoncello und Orchester zwischen Haydn und Dvorak, das ein Meisterwerk der Musik genannt werden darf   die Haydn- oder Boccherini-Cellokonzerte wurden zur Schumann-Zeit kaum gespielt  Es ist lyrisch und nie “virtuos” und doch virtuos, sehr vorsichtig in der Orchester-Begleitung (die Schumann dennoch voll als eingebundenen  Dialogpartner sah) und wurde lange nicht verstanden. “Ich kann kein Konzert schreiben für Virtuosen”, hatte Schumann einmal gesagt. Drei Sätze, je eigenständig,  aber pausenlos abfolgend durch Überleitungen charakterisieren es, also “symphonisches” Streben nach zyklischer Geschlossenheit, die auch in der komponierten Kadenz und Coda (mit Beteiligung des Orchesters), die das ganze Konzert beschließt, zum Ausdruck kommt. Schön der Anfang: Da spielt fast unmittelbar nach den (piano-)  Einleitungstakten der Bläser das Cello im  rhapsodisch-expressiven Gestus das wunderschöne erste Thema …

 

Erst Dvorak machte das Cellokonzert Jahrzehnte später populär und salonfähig. Ist Schumann gescheitert? Nein, aber viele Interpreten. “Slava” Rostropowitsch,  gewiss eine genialer Cellist des 20. Jahrhhunderts, ließ durch Dmitri Schostakowitsch sogar die Instrumentation des Orchesters neu vornehmen (gibt’s auch als Schostakowitsch-Fassung für Violine und Orchester mit Gidon Kremer). Das war aber nicht im Sinn Schumanns. Die meisten Cellisten spielten auch immer eigene Kadenzen, obwohl sich Schuamnn klar dagegen aussprach und sich dagegen wehrte.

 

Die Tonkünstler spielen mit dem neuen Chefdirigenten die Eroica so (im feurig-revolutionärenen Gestus, auch in den Tempi) wie ich sie gerne höre. Lassen wir dazu den Chef-Programm-Einführer des Musikvereins Hartmut Krones zu Wort kommen, dem wir hier voll zustimmen. Er schreibt in seinem Beethoven-Buch, und das ist in jedem Wort zu unterschreiben: Die Eroica, namentlich ihr Finalsatz ist “ein Hymnus auf Freiheit und Gleichheit aller Menschen, wie ihn in dieser weltumspannenden Universalität und intensiven musikalischen Gestaltung kein Musiker mehr geschaffen hat.” (Text: hr / 1. Teil des Artikels von NTO-Website)

 

PROGRAMM:
Capuçon, Orozco-Estrada  –  Eroica

 

Mi, 18. Februar 2009 19.30 Uhr Baden | Casino | Festsaal (Einführung: 18.30 Uhr I Heinz Rögl)

 

Do., 19. Februar 2009, 19.30 Uhr Wien | Musikverein | Großer Saal
Einführung: 18.45 Uhr | Brahms-Saal: Heinz Rögl)
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INTERPRETEN
Tonkünstler-Orchester Niederösterreich.
Gautier Capuçon, Violoncello
Andrés Orozco-Estrada, Dirigent