Wo an der Salzach der Jazz lebendig gehalten wird – ANDREAS NEUMAYER (JAZZIT) im mica-Interview

Dass Salzburg trotz fehlenden Ausbildungsstätten eine sehr rege und auch jenseits der Landesgrenzen hoch geschätzte Jazz-Szene aufweisen kann, ist nicht zuletzt auch der langjährigen idealistischen Arbeit des JAZZIT:MUSIC:CLUB zu verdanken, bei dem auch gerne jenseits der stilistischen Grenzen geblickt wird. Für mica hat sich Didi Neidhart mit JAZZIT-Geschäftsführer ANDREAS NEUMAYER über 15 Jahre Jazzit und aktuelle Vorhaben unterhalten.

Der Jazzit:Musik:Club hat heuer schon zum vierten Mal vom US-Magazin Downbeat die Auszeichnung „Great Jazz Venue“ erhalten. Was bedeutet das für Sie persönlich und worauf führen Sie diese erneute Anerkennung zurück?

Andreas Neumayer: Für mich und mein Team bedeutet das vor allem Anerkennung und Bestätigung unserer Arbeit und der Programmauswahl. Also derer Mischung aus nationalen und internationalen MusikerInnen. Viele bekannte MusikerInnen kennen mittlerweile das Jazzit und schätzen die familiär-intime Atmosphäre bei uns sehr.

Im Jazzit spielen auch immer wieder große internationale Stars wie etwa Pat Metheny, Charles Lloyd, John Scofield, Al di Meola. Wie kommen solche Konzerte zustande?

Andreas Neumayer: Ein bisschen Verhandlungsgeschick ist immer dabei… Aber wie oben schon erwähnt, ist das Jazzit ja mittlerweile ein international renommierter Jazzclub und so fühlen sich auch große Stars bei uns im kleinen Club sehr gut aufgehoben.

Was erwartet uns beim vom 10. bis 12.Februar stattfindenden Geburtstagsfest zu „15 Jahre Jazzit:Musik:Club“?

Andreas Neumayer: Es wird in diesem Fall kein Fest im herkömmlichen Sinn geben, sondern drei Konzerte an drei Tagen, die ein wenig die Bandbreite unseres Musikprogramms wiedergeben sollen. Am Freitag, den 10.02., gibt es mit dem Cellisten Erik Avantgarde-Jazz aus New York zu hören. Am Samstag, den 11.02., steht mit dem Salzburger Bassisten Stephan Kondert und seiner Bigband S.K.Invitational ein heimisches, aus dem Jazzit Stage-Orchestra hervorgegangenes Projekt auf der Bühne und am Sonntag, den 11.02., würdigen wir unsere sonntägliche, kammermusikalische Musik Salon-Reihe mit dem neuen Quartett von Klaus Paier und Asja Valcic.

Wie sehen Sie nach 15 Jahren Jazzit den Zustand der Salzburger Jazz-Szene? Welche Funktion und welches Auswirkungen hat so ein Club für eine lokale Szene auch jenseits der Möglichkeiten hier Live aufzutreten?

Andreas Neumayer: Die Salzburger Jazz-Szene ist – trotz des Fehlens einer adäquaten Jazz-Ausbildung (z.B. als Studium) sehr aktiv. Ein Umstand, der sich besonders bei den dienstäglichen Jam-Sessions, die nach wie vor einzigartig in Salzburg sind, und die auch der Vernetzung von MusikerInnen dient, zeigt.

„Wir fördern ja auch alternative Projekte junger VeranstalterInnen.“

Stilistisch ist das Jazzit ja eher breit aufgefächert. So gibt es neben Jazz auch Worldmusic, einige Elektronik-Schienen, eine Drum&Bass-Gastreihe und auch einen Neo-Swing-Club. Wie hat sich das ergeben?

Andreas Neumayer (c) Markus Lackinger

Andreas Neumayer: Das Jazzit sieht sich seit jeher auch als Ort für jugendkulturelle Aktivitäten. Wir fördern ja auch alternative Projekte junger VeranstalterInnen. Zudem erscheint es uns durch die breit gefächerte Ausrichtung möglich, junge Menschen in den Jazzclub zu bringen und sie für Jazz zu begeistern. Ein wichtiger Punkt sind hierbei nach wie vor die Jazzit-Sessions.

Befruchten sich diese einzelnen Schienen auch, oder laufen die eher parallel?

Andreas Neumayer: Die Schienen laufen parallel, jedoch sind die VeranstalterInnen der Reihen gut untereinander vernetzt. Im Laufe der Zeit haben immer wieder neue VeranstalterInnen bzw. Reihen „Altgediegene“ abgelöst.

Zu den Highlight im Jazzit-Programm gehören seit 2003 die wöchentlichen Jam-Sessions. Was macht deren speziellen Reiz aus?

Andreas Neumayer: Die Jam-Sessions sind nach wie vor ein wöchentliches Highlight für mich – und kommen auch seit den Anfängen v.a. bei jungen Menschen sehr gut an. Die Sessions sind Treffpunkt für viele lokale MusikerInnen und sind Brutnester für neue Projekte, wie es z.B. bei der  österreichisch-spanischen Formation The Rasp der Fall war, die nun ihr erstes Album im März auf dem Jazzit-CD-Label (Nummer 13 dann bereits) herausbringen werden.

„Es ist immer wieder erstaunlich, wie wir mit einem relativ geringen Budget immer wieder ein hochkarätiges Programm auf die Füße stellen können.“

Im Jahr gibt es rund 300 Veranstaltungen, zusätzlich gibt es eine eigene Jazzit-CD-Reihe. Wie finanziert sich das alles eigentlich?

Andreas Neumayer: Ein Teil stammt aus öffentlichen Subventionen, ein anderer aus Karteneinnahmen und vieles wird durch ehrenamtliche Tätigkeit mit großem persönlichem Einsatz des gesamten Teams ermöglicht. Es ist immer wieder erstaunlich, wie wir mit einem relativ geringen Budget immer wieder ein hochkarätiges Programm auf die Füße stellen können.

Neben den Konzerten im Jazzit:Musik:Club gibt es seit 2015 im Herbst auch das viertägige „Take the A-Train“-Festival bei dem die Salzburger Bahnhofsgegend bespielt wird. Wie kam es zu dieser Idee und wichtig ist es für einen Club wie dem Jazzit nach außen, also wortwörtlich auf die Straße zu gehen?

Andreas Neumayer: Nach außen zu gehen, war schon immer im Hinterkopf – und mit Markus Rauchmann und Günther Huber wurden 2015 zwei Partner gefunden, die ebenso an der Belebung der Bahnhofsgegend bzw. an einem Nach außen Gehen des Jazzit interessiert waren wie ich. Wichtig für das Jazzit ist das Festival insofern sicher, dass ein großes Event u.a. auch die mediale Präsenz bzw. Aufmerksamkeit erhöht.

Was können wir für 2017 an Konzert-Highlight und eventuellen neuen Kooperationen erwarten?

Andreas Neumayer: Es wird wieder eine Mischung aus nationalen und internationalen MusikerInnen geben: So stehen z.B. Steve Coleman, Eric Revis oder Lukas Kranzelbinders Shake Stew mit Shabaka Hutchingson im Frühjahr am Programm. Neben langjährigen Kooperationspartnern wie dem Musikum oder dem Literaturfest gibt es heuer erstmals eine Zusammenarbeit mit dem Mikrotöne-Festival bzw. dem Mozarteum.

Was wünschen Sie sich für die Zukunft des Jazzit?

Andreas Neumayer: Finanzielle Absicherung und dass die Besucher das Jazzit weiterhin gern und regelmäßig besuchen.

Danke für das Interview.

Didi Neidhart

Links:
Jazzit
Jazzit (Facebook)