Im Frühjahr 2016 launchte RECORD BIRD den weltweit ersten Musik-Chatbot für FB Messenger und Kik. Mit nur wenigen Klicks können UserInnen nun die Top Neuerscheinungen der aktuellen Woche abfragen. Ebenso bietet der Bot eine Übersicht über alle kürzlich angekündigten Releases. Darüber hinaus können UserInnen einzelne KünstlerInnen direkt abfragen, um über deren Release-Pläne im Bilde bleiben. Der RECORD BIRD Managing Director und leidenschaftliche Musikfan ANDREAS MAHRINGER im Interview mit Michael Ternai.
Welche Idee steckt hinter Record Bird?
Andreas Mahringer: Wir sind große Musikfans und haben in der Vergangenheit immer wieder Releases verpasst, was uns natürlich geärgert hat. Es gab aber ganz einfach kein Service, das unseren Bedürfnissen wirklich entsprochen und für uns funktioniert hat. Darum haben wir dann auch angefangen, uns etwas zu überlegen. Ja, und herausgekommen ist dabei ein Service, das die Releases einer Künstlerin oder eines Künstlers von der Entstehung bis zu Veröffentlichung begleitet und den Fan – sprich die Userin oder den User – laufend darüber informiert. Und das kostenlos. Ich glaube, dass – soll ein Release erfolgreich sein und einem größeren Kreis bekannt werden – es notwendig ist, die Fans und Influencer so früh wie möglich in den Entstehungsprozess miteinzubinden. Warum sollte man auch die Songs einer für einen unbekannten Band am Releasetag streamen? So etwas macht man nur, wenn man schon vor dem Release etwas mitbekommen hat, etwas, was das Interesse geweckt hat.
„Es geht also darum, eine kontinuierliche Geschichte zu erzählen.“
Das heißt, dass Leitmotiv von Record Bird lautet, die Fans an die Künstlerin und den Künstler heranführen.
Andreas Mahringer: Genau. Wir wollen die Fans von Anfang an in den Release-Prozess miteinbinden. Sie sollen wissen, wann das neue Artwork kommt, wie es mit dem Produktionsfortschritt ausschaut, wann mit der Veröffentlichung zu rechnen ist usw. Die Veröffentlichung eines Albums ist kein Sprint, sie ist ein Marathon. Und je mehr eine Künstlerin oder ein Künstler schon im Vorfeld kommuniziert, desto mehr passiert logischerweise auch in der ersten Release-Woche. Wir glauben auch, dass sich die Musikindustrie dahingehend entwickeln wird, dass es in Zukunft eine viel größere Zahl an kleinen Releases geben wird und die Zahl großer Releases, deren Produktion manchmal einige Jahre dauert, zurückgehen wird. Jede Künstlerin und jeder Künstler triggert damit, dass der bestehende Katalog mit dem neuen Release wieder gehört und damit auch monetarisiert wird. Es geht darum, eine kontinuierliche Geschichte zu erzählen. Daher ist es wichtig, einen in diesem Sinne effizienten Kommunikationskanal zu haben. Facebook zum Beispiel eignet sich dahingehend nur sehr schlecht. Künstlerinnen und Künstler müssen hier stets mit Marken und Freunden um die Aufmerksamkeit der Nutzer konkurrieren – wer mehr Budget hat, dringt durch. Der Rest geht unter.
Über welche Wege gelangen die Informationen über einen Release eigentlich an Sie?
Andreas Mahringer: Einen Großteil der Daten erhalten wir vom Handel und von den Vertrieben. Das heißt, wenn eine Band nicht im Handel vertreten ist und auch keinen Vertrieb hat, dann wird sie auch bei uns im Moment leider noch nicht zu finden sein. Wir bieten Künstlerinnen, Künstlern und Labels aber die Möglichkeit, ihre Releases bei uns selbst einreichen. Dafür benötigen wir drei Sachen: Ein Release-Datum, einen Namen und eine Künstlerin beziehungsweise einen Künstler. Diese Daten reichen eigentlich schon aus, um den Fan über die Veröffentlichung zu informieren. Auf Record Bird sind nun mehr als vier Millionen Künstlerinnen und Künstler vertreten.
Was unterscheidet Record Bird von den vielen anderen Musikplattformen im Internet? Welches Merkmal ist für Sie das entscheidende?
Andreas Mahringer: Was wir auf keinen Fall wollten, war, einen Kanal zu schaffen, der einen gesteigerten Arbeitsaufwand im Sinne von Content-Produktion und -Management bedeutet hätte. Unseren Vorstellungen nach sollte der Kanal unabhängig von Labels und Künstlerinnen und Künstlern laufen. Bei einem weiteren neuen Social-Media-Kanal für Musik hätten die Künstlerinnen und Künstler vermutlich die Hände über dem Kopf zusammengeschlagen und gemeint: „So, jetzt muss ich auch noch diesen einen Kanal befüllen.“ Wir haben versucht, genau diesen arbeitsaufwendigen Aspekt zu überbrücken. Was uns auch gelungen ist. Bei uns muss sich eine Künstlerin oder ein Künstler nicht einmal registrieren, um gelistet zu sein.
Wie haben Sie sich das Projekt finanziert? Haben Sie auch Förderungen bekommen?
Andreas Mahringer: Ja, wir haben eine kleine Förderung von der Wirtschaftsagentur bekommen. Darüber hinaus war es natürlich auch notwendig, Investorinnen und Investoren zu finden. Und zwar solche, die bereit waren, uns langfristig zu unterstützen. Zudem war es uns ein großes Anliegen, Leute zu finden, die etwas vom Thema Musik verstehen. Und ich denke, das ist uns auch gelungen. Mit Niko Alm [Vice, Virtue; Anm.] haben wir den perfekten Leadinvestor in diesem Bereich gefunden. Er ist selbst Musikfan und steht unserer Branche daher auch sehr nahe. Darüber hinaus hat startup300 bei uns investiert. Das Business Angel Netzwerk zählt zu den erfolgreichsten Start-up-Investoren-Netzwerken Österreichs.
Wo überall ist Record Bird verfügbar?
Andreas Mahringer: Das Produkt selbst ist weltweit verfügbar, wobei wir uns jetzt einmal auf die vier Kernmärkte US, UK, Frankreich und Deutschland konzentrieren. Natürlich ist Record Bird auch in Österreich verfügbar. Bei der Akquise und der Zusammenarbeit mit den Labels fokussieren wir uns sehr stark auf den deutschsprachigen Raum, weil dort unser Netzwerk am stärksten ist und wir dort auch Kampagnen mit Künstlerinnen und Künstlern am besten testen können.
Wie lang werden Ihrer Services kostenlos bleiben?
Andreas Mahringer: Der Grundservice wird immer kostenlos bleiben. Die Userin oder der User folgt einer Künstlerin oder einem Künstler und bekommt die Info, wenn sie oder er etwas rausbringt. Dieses Service wird auch für die Künstler oder Labels nie kostenpflichtig werden, weil wir sonst unser eigenes Produkt quasi torpedieren würden.
Was wir aber zum Beispiel machen, ist, Platzierungen zu verkaufen. Will man sein Album im Header-Bereich platziert haben, dann ist das kostenpflichtig. Auch aus dem Affiliate-Bereich fällt etwas ab. Über jedes Produkt, das bei uns gekauft wird, bekommen wir einen Share.
„Es ist schön zu sehen, dass wir nicht nur mehr die Early Adopters als Userinnen und User haben, sondern nun auch andere Userinnen und User hinzubekommen.“
Sie haben den Dienst am 25. Februar gestartet. Wie ist es bislang gelaufen?
Andreas Mahringer: Sehr gut. Wir hatten in Folge die Möglichkeit, unser Produkt beim SXSW Festival in Austin in Texas vorzustellen. Und ich denke schon, dass wir einige Aufmerksamkeit erregen konnten. Auf jeden Fall ist Record Bird jetzt so richtig ins Rollen gekommen. Es ist schön zu sehen, dass wir nicht nur mehr die Early Adopters als Userinnen und User haben, sondern nun auch andere Userinnen und User hinzubekommen.
Und wie sehen die nächsten Schritte aus?
Andreas Mahringer: Eines unserer nächsten Ziele ist, den Proof of Concept im deutschen Markt zu erbringen. Damit soll die nächste Finanzierung sichergestellt werden. Danach, so ist der Plan, wollen wir in weitere Märkte expandieren.
Parallel dazu läuft natürlich die technische Entwicklung weiter. Zum Beispiel arbeiten wir an unseren mobilen Apps, die die Userfreundlichkeit nochmals erhöhen sollen. Der Launch der iOS App steht im August bevor.
Last but not least gibt es auch einige andere spannende Forschungsaspekte. Es wäre zum Beispiel sehr interessant die Social-Media-Postings einer Künstlerin oder eines Künstlers zu erforschen. Um herauszufinden, ob man anhand der Posting-Frequenz und der Inhalte darauf schließen kann, ob eine Künstler oder ein Künstler, noch bevor es kommuniziert wird, wieder etwas was Neues rausbringen wird.
Danke für das Interview.
Michael Ternai
Links:
Record Bird
Record Bird (Facebook)