Dass dieser junge Musiker sein Handwerk wirklich versteht, wissen Kenner der heimischen Jazzszene nicht erst seit gestern. Als Gitarrist der österreichischen Formation The Flow überregional bereits zu Ehren gelangt, versucht sich der gebürtige Tiroler Andi Tausch nun auch an einem Soloalbum. „At Home“ (Material Records) heißt dieses und es zeigt, dass der 1984 geborene Musiker auch als federführender Kopf eines Ensembles einen exzellenten Job abzuliefern in der Lage ist. Wie man es von ihm eigentlich erwarten konnte, zeigt sich seine Interpretation des Jazz als eine sehr offene, vielschichtige, freie und auch sehr verspielte. Die Gelegenheit, die Stücke seines Debüts live zu erleben, gibt es in den kommenden Tagen im Rahmen einer kurzen Konzertreise durch Österreich. Begleitet werden der Gitarrist und seine Band von dem Schweizer Pianisten Jean-Paul Brodbeck.
Das stilistische Feld, welches sich Andi Tausch, der unter anderem 2005 bis 2007 in Basel bei Wolfgang Muthspiel studiert hat und nun schon seit geraumer Zeit europaweit in verschiedenen Formationen als Sideman seine Lorbeeren verdient, absteckt, zeigt sich in der Tat als ein sehr weites. Den Bogen vom Traditionellen bis hin zum Modernen und Zeitgenössischen spannend, entwirft der Gitarrist eine Sprache des Jazz, die viele, viele unterschiedliche Facetten aufweist. Komponiertes trifft auf frei Improvisiertes, in durchdachte Arrangements eingebettete lyrische Melodiebögen und Harmonien auf komplexe Rhythmusarbeit, Dynamik und Energie auf große Experimentierfreude und elegante Zurückhaltung. Gemeinsam mit seinen Mitmusikern Aaron Parks (Piano), Matthias Pichler (Bass) und Tommy Crane (Schlagzeug), denen der Band-Leader viel Freiraum gewährt und die ihrerseits durch ihr unaufdringliches, aber doch markantes und perfekt ineinandergreifendes Wirken großen Anteil am Entstehen dieser doch sehr ungezwungen und unangestrengt wirkenden klanglichen Ästhetik haben, bringt der gebürtige Tiroler Nummern auf den Weg, die sich mehr über die Gefühls- als über die Kopfebene erschließen.
Vor allem der warme und klare Klang seines Gitarrenspiels folgt dieser bestimmten einladenden Note, die auffordert, sich einfach zurückzulehnen und dem Dargebotenen in aller Ruhe und Entspanntheit zu lauschen. Denn obwohl die Musik doch unbestritten auf einem anspruchsvollen Fundament steht, wirkt sie in ihrer Art überraschend gefällig. Was auch darauf zurückzuführen ist, dass Andi Tausch bewusst auf alles Ausufernde verzichtet und sich auf das Wesentliche, nämlich den Gruppensound, besinnt. „At Home“ ist auf jeden Fall ein Album geworden, an dem nicht unbedingt nur ausschließlich Liebhaber jazziger Klänge Gefallen finden dürften.
Michael Ternai
Termine:
18.10. Stockwerk Graz, grazjazznacht
19.10. Raj, Klagenfurt
21.10. Brick 5, Wien
22.10. Treibhaus, Innsbruck