AMALEA – „Days to come“

Dass ausgerechnet ein junges Waldviertler Mädl von Krieg und Frieden, Missbrauch, Suizid und Humanität singt (in Englisch), macht schwer Eindruck und berührt. Die Band AMALEA haut aus Liebe auf den Tisch der Oberflächlichkeiten und macht sich gut in Text und Musik.

Zum Beispiel an „die“ im Sudan, in Syrien, im Irak, an PolitikerInnen genauso wie an „Feindinnen und Feinde“ und an unsereiner auf der Insel der Seligen richten sich die Texte der niederösterreichischen Formation rund um Frontfrau Angelika Zach (Gesang), Christina Zauner (Keyboards), Valentin Bröderbauer (Gitarre), Robin Gadermaier (Bass) und Florian Koch (Schlagzeug), auf dass sich Schurkinnen und Schurken sowie Heldinnen und Helden auf die schönen Dinge im Leben zurückbesinnen und an einen Tisch setzen, um respektvoll miteinander umzugehen. Alles andere als leise geht es dabei mit Gitarrenrock ans Eingemachte. Man bringt 10 + 1 Eigenkomposition auf Scheibe oder als Download zu Gehör.

Selbst wenn die eine oder andere musikalische Stelle in den Songs an bereits Gekanntes erinnern mag, die Botschaften sind klar und unverschämt aktuell, denn wo sich manch alter Rockhase nur mehr über vergangene Hadern definiert, greifen diese NachwuchskünstlerInnen thematisch direkt auf die Kochplatte der Konfliktherde unserer Welt, die manchmal leider auch in den eigenen vier Wänden zu finden sind. Sogar dort, wo es um partnerschaftliche Trennung geht, ist man reflektiert und liebevoll.

Von wegen: „Es gibt nichts mehr, wofür es sich zu kämpfen lohnt.“

Friede und Freiheit sind vielleicht etwas altmodisch geworden in unserer Wohlstandsgesellschaft, wo Cybermobbing zur ungesunden Pause gehört, Kinder sich umbringen und Menschenrechtsverletzungen der unwürdigsten Sorte per Fernbedienung oder Mouse wegklickbar sind. Aber aus diesem „Kalt-und-Kälter“ der Gegenwart müssen uns, die Kinder „plus minus der wilden 70er“ und der familiendurchgeplanten Liebe, ausgerechnet junge MusikerInnen wie Amalea herausreißen, wie beschämend und zugleich beeindruckend ist das denn? Da es außerdem alles andere als einfach ist, als Non-Native über Emotionen und heikle Themen in einem Englisch zu texten, das über das übersichtliche Maturaenglisch weit hinausgeht (was ihnen ganz passabel gelingt), hat das Ensemble Respekt verdient.

Besonders stark wirkt u. a. der Titel „Escape“, der ein Aufschrei gegen Missbrauch und Gewalt (nicht nur) in der Familie ist, von Verzweiflung und Aussichtslosigkeit berichtet und von Flucht als einzigem Ausweg, Flucht eventuell auch von der konsequentesten Sorte. Und trotzdem: Wer so ernsthaft an das Gute im Menschen appelliert und glaubt, irritiert positiv. „Free“ und „Raise your voice“ haben meiner Meinung nach durchaus Hymnenpotenzial. Mit der sehr schönen Klavierballade „Believe in you!“ findet das Album einen versöhnlichen, runden Abschluss und verabschiedet seine ZuhörerInnen mit einem überzeugenden „You’re okay“. Die CD-Release-Party findet am 21. März 2015 im ((szene)) Wien statt, die CD ist bereits ab 27. Februar erhältlich.

Alexandra Leitner

http://www.amalea.at/
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