„ALS WIR BEGONNEN HABEN, WAR UNSER ZIEL EIN MAL IM RADIO GESPIELT ZU WERDEN“ – BANKI MOON IM MICA-INTERVIEW

KLEMENS TAUSCHMANN und ANDREAS KEBLER kennen einander noch aus der Schulzeit, gejammt wurde immer wieder mal. Dann wird BANKI MOON gegründet, eine EP veröffentlicht, jetzt erscheint der erste Longplayer der steirischen Band: Jürgen Plank hat mit TAUSCHMANN und KEBLER über das Album gesprochen, dessen Titel „Manchester – Hamburg – Graz“ grob die musikalischen Koordinaten vorgibt. Außerdem erzählen die beiden, welche Erinnerungen an die Lieder des Albums geknüpft sind, welche Meilensteine bereits erreicht wurden und warum die Band-Geschichte mit einem Polizeieinsatz begonnen hat.

Die erste Assoziation zu euch war für mich die österreichische Band Kreisky, die sich – wie ihr – nach einem Politiker benannt hat.

Klemens Tauschmann: Das ist eine interessante Assoziation, denn mit Kreisky wurden wir noch nicht assoziiert. Mir wäre das auch noch nie in den Sinn gekommen. Welchen Namen gibt man einer Band? Der Bandname kann Sinn machen oder auch nicht, in den meisten Fällen macht er überhaupt keinen Sinn. Wir sind zwischen verschiedenen Namen geschwankt und dann ist Andi mit Banki Moon gekommen, weil der Name schon bekannt ist. Aus marketingtechnischer Sicht macht es Sinn, sich auf einen Namen zu setzen, den es schon gibt. Das hat bei vielen Leuten für Befremden gesorgt, aber nachdem die Schreibweise etwas anders ist, haben wir keine großen Bedenken gehabt. Und bislang auch keine Beschwerden.

Andreas Kebler: Das Wort Moon klingt im Bandnamen einfach extrem cool, finde ich.

Habt ihr bemerkt, dass ihr durch diesen Marketingvorteil sehr viele Zugriffe auf eure Website habt?

Andreas Kebler: Darauf habe ich nie geschaut. Aber wenn wir gesagt haben – und da lief noch nichts im Radio von uns –, dass wir Banki Moon sind, haben viele gesagt: das habe ich schon mal gehört. Klar, wir sind ja auch sehr bekannt!

Werdet ihr auch auf Politik angesprochen?

Andreas Kebler: Nein, wir haben bei der Bandgründung vereinbart, dass wir bewusst eine unpolitische Band sein wollen. Das ist uns im Laufe der letzten Jahre immer schwerer gefallen. Jetzt gibt es schon bei den Zwischenansagen das eine oder andere politische Statement, das wir abgeben.

Bild (c) Banki Moon

Meine zweite Assoziation zu euch war Falco, der – ähnlich wie ihr – englische und deutsche Worte in Songtexten gemischt hat. Wieso macht ihr das?

Klemens Tauschmann: Weil es natürlich ist, das ist keine Suche nach einem Alleinstellungsmerkmal.

Andreas Kebler: So purzelt es aus mir heraus. Ich habe mich damit geplagt, nur englische Texte zu schreiben. Aber ich konnte nicht alles so ausdrücken, wie ich wollte. Auch wenn es gut geklungen hat, hat es manchmal grammatikalisch nicht gepasst. Auf Deutsch konnte ich Dinge zwar in Worte fassen, aber es hat vom Gesang her oft nicht gut geklungen. Genauso ist dann diese Kombination entstanden, die ich nicht mehr hinterfrage. Wenn mir ein Wort in englischer Sprache einfällt, dann bleibt das. Und wenn ein Satz in deutscher Sprache dasteht, bleibt er im Text.

„Wir sind keine großen Dialektsänger“

Und ihr habt das Lied „Summer“, den Titel kann man als steirisches oder englisches Wort lesen und Steirisch und Englisch sind lautmalerisch relativ nahe.

Klemens Tauschmann: Wir sind keine großen Dialektsänger.

Andreas Kebler: Ich habe unzählige Songs geschrieben und da ist ein einziger im Grazer Dialekt. Das kommt aus mir nicht heraus, das passt einfach nicht. Der Song „Summer“ verhandelt meine Erinnerungen an Zugreisen nach Griechenland, im jungen Erwachsenenalter und auf den griechischen Inseln lernt man Leute aus ganz Europa kennen. Das war eine Riesenaufbruchsstimmung, Anfang der 1990er Jahre gab es plötzlich keine Grenzen mehr, das war für mich eine Super-Zeit und das Lied ist mein Soundtrack zu dieser Zeit damals.

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Im Booklet zur CD sind Fotos mit lustigen Bildunterschriften abgebildet, unter anderem aus der Stadt Hamburg, die im Albumtitel vorkommt. Wart ihr dort auf Tour?

Klemens Tauschmann: Die Untertitel zu den Fotos sind Fake. Das Foto zeigt nicht den Fischmarkt in Hamburg, sondern Südfrankreich.

Andreas Kebler: Es stimmt kein einziger Untertitel bei den Fotos. Im Zuge unserer musikalischen Reise begleiten uns ein paar Menschen und tauchen da auch in ihre eigene Jugend wieder ein. So ist das auch unserem Grafiker passiert. Er hat einfach die Fotos bekommen und in die Geschichten von „Manchester – Hamburg – Graz“ eingefügt. So kam es zur Bildunterschrift mit dem Hamburger Fischmarkt.

Trotzdem ist Hamburg ein Querverweis zu eurer Musik, Stichwort: Hamburger Schule und Pudelclub in der Nähe vom Fischmarkt. Im Jahr 2020 gab es auch einen Abend, an dem österreichische Bands in der Elbphilharmonie gespielt haben. Was wäre eure Verbindung zu Hamburg?

Andreas Kebler: „Inas Nacht“. In der Sendung „Inas Nacht“ auftreten, das wäre es! Wir haben in relativ kurzer Zeit einige unserer Ziele abhaken können.

Klemens Tauschmann: Darauf können wir noch ungefähr 15 Jahre lang hinarbeiten.

Welche Ziele habt ihr schon umsetzen können?

Andreas Kebler: Das Album so zu machen, wie wir es wollten. Von der Aufnahme bis zur Produktion und zur Grafik. In Graz gibt es die Kasematten, das ist für mich eine der schönsten Veranstaltungslocations überhaupt und dort haben wir heuer im Sommer spielen dürfen. Als wir begonnen haben, war unser Ziel ein Mal im Radio gespielt zu werden. Jetzt haben wir recht gutes Airplay.

Klemens Tauschmann: Unser allererstes Ziel war ohnehin überhaupt ein Konzert zu spielen. Drei Monate nachdem wir uns gegründet haben. Und es war überraschend, dass die Leute bis zum Schluss bei diesem Konzert geblieben sind. Das allererste Konzert war bei uns im Proberaum. Inklusive Polizeieinsatz und Auflösung der Veranstaltung. Es hat für uns also gleich mit einem Knalleffekt begonnen!

Oasis, The Smiths, Manchester

Zu Manchester, der zweiten Stadt im Albumtitel, fällt einem Britpop aus den 1990er Jahren und Oasis ein. Rund ein Jahrzehnt davor gab es dort Bands wie New Order, Happy Mondays oder The Smiths. Inwiefern sind solche Gruppen für euch Anknüpfungspunkte?

Andreas Kebler: Ich höre diese Bands schon an.

Klemens Tauschmann: Aber sie sind nicht der Ausgangspunkt der gemeinsamen musikalischen Reise. Wir kommen eben aus den 1990er Jahren, wir haben die Gnade der frühen Geburt und das war – wenn man so will – das Britpop-Erweckungserlebnis. Wenn man es ganz genau nimmt, hat man ähnliche Strömungen ein paar Jahrzehnte früher in Liverpool gehabt.

Andreas Kebler: Ja, es geht auch um die Sixties, die wir im Revival der Jugend in den 1990er-Jahren erlebt haben.

Bild (c) Banki Moon

Der Konkurrenzdruck ist in Graz wahrscheinlich ein bisschen kleiner als in Wien“

Graz ist die dritte Stadt im Albumtitel, die ich als Pendant zu Manchester und Hamburg sehen würde. Alle drei Städte sind in ihren Ländern der Größe nach in der zweiten Reihe. Reiht sich Graz so gesehen in diese Liste ein und ist die Provinz vielleicht sogar ein Startvorteil für Bands?

Klemens Tauschmann: Das kann schon sein, sicher. Der Konkurrenzdruck ist in Graz wahrscheinlich ein bisschen kleiner als in Wien. Durch die Musikhochschule gibt es in Graz schon eine große Dichte an guten Musikerinnen und Musikern. Ich denke auch an Linz, wenn man sich in Österreich umschaut: auch dort hat man eine lebendige Szene, in der man sich bewegen und Dinge ausprobieren kann.

Andreas Kebler: In Graz gibt es relativ wenig Konkurrenz. Wir waren vor kurzem nach der Probe bei der Albumpräsentation einer jungen Grazer Band, Grand Hotel Schilling. Da ist fast die ganze Szene da und man kennt sich und plaudert miteinander.

Wie könnte man die Situation für Bands in Graz noch beschreiben?

Andreas Kebler: In Graz haben wir mit dem Radio Soundportal wirklich ein Stadtradio, das man in der ganzen Steiermark hören kann und das die steirischen Acts spielt. Das macht die Situation für uns in Graz nochmals ganz besonders: dass man die Möglichkeit hat, relativ niederschwellig ins Radio zu kommen und das gibt einfach einen Schub.

Wie geht es aktuell bei euch weiter?

Klemens Tauschmann: Wir sind jetzt mit dem Album unterwegs, im September gibt es Konzerte und auch im November, so Corona das zulässt. Parallel dazu arbeiten wir – so gut es die Zeit zulässt – an neuen Nummern, die wir auch teilweise ins Konzertprogramm aufnehmen, um das Feedback abzuklopfen: Kommt das an oder nicht? Unserer Meinung nach sind es sehr gute Nummern. In den nächsten Monaten gibt es vielleicht eine Single, bis zu einem neuen Album wird noch ein bisschen Zeit vergehen. Die Frage ist auch: Welche Musik werden wir in Zukunft spielen? Wir werden nicht immer das Gleiche machen, denn wir werden uns verändern. Es werden zwar immer die gleichen Wurzeln bleiben, weil sie eben die Wurzeln sind, aber das Laubdach des Baumes wird selbst sprießen und da schauen wir selbst in welche Richtung das geht.

Vor kurzem ist Charlie Watts von den Rolling Stones gestorben. Wie ist das bei euch: Beatles oder Rolling Stones?

Andreas Kebler: Beatles.

Klemens Tauschmann: Wir wurden mit den Beatles sozialisiert, aber ich frage mich, warum es immer entweder Beatles oder Stones heißt? Vor kurzem habe ich ein Konzertvideo der Stones aus dem Hyde-Park gesehen und wenn man das sieht, hat das schon ein eigenes Flair.

Andreas Kebler: Mir fällt gerade ein: Wenn ich auf der Bühne bin, dann bin ich lieber die Stones. Wenn ich am Liederschreiben bin: die Beatles.

Herzlichen Dank für das Interview.

Jürgen Plank

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Banki Moon live
25.9.2021, Griesgasse Graz, 16h

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