„ALLES, WAS MAN HÖRT, BEEINFLUSST EINEN – UND SO ENTSTEHT DANN OFT EINE GEWISSE DIVERSITÄT“ – LIZ METTA IM MICA-INTERVIEW

LIZ METTA ist das zweite Soloprojekt der österreich-amerikanischen Sängerin MARIA THORNTON. Trotz Corona-Pandemie hat sie es in den letzten zwei Jahren geschafft, sich in der Szene zu etablieren und arbeitet nun an ihrer ersten EP, die demnächst auf URSUS Records erscheint. Wie ungewöhnlich ihr Weg zur Musikerin war und welche Schattenseiten die Pandemie für ihren beruflichen Werdegang mit sich gebracht hat, erzählt LIZ METTA im Interview mit Katharina Reiffenstuhl.

Du hast Landschaftsarchitektur studiert und bist Sängerin. Eigentlich sind das ja zwei verschiedene Arten der Kunst. Was für eine Bedeutung haben diese beiden Themenbereiche für dich?

Liz Metta: Die Musik hat eine immer größere Bedeutung gewonnen und ich habe sie mit der Zeit an erste Stelle gesetzt. Es war bei mir nicht so ein klassischer Weg, wie, dass man jahrelang Klavier lernt und dann Gesang studiert oder Ähnliches. Ich bin eigentlich fürs Kunststudium an der Angewandten nach Wien gezogen. Dann bin ich da nicht reingekommen und habe im Endeffekt Französisch auf der Hauptuniversität studiert. Aber ich wollte unbedingt etwas Kreatives machen. Ich habe mich für Pflanzen interessiert und dann auf der BOKU geschaut, was es da so gibt. So wurde es Landschaftsarchitektur, und das war eigentlich sehr spontan. Das Studium habe ich inhaltlich eher technisch und naturwissenschaftlich wahrgenommen. Ich glaube, deswegen hat sich die Kreativität dann durch das Songwriting ihren Weg gebahnt.  

Wann hast du da genau angefangen, aktiv Musik zu machen?

Liz Metta: Ich habe im Vergleich zu anderen Musikerinnen und Musikern vielleicht eher spät angefangen. Mit Gitarre und Gesang habe ich zu Beginn des Bachelorstudiums begonnen. Mir hat das einfach Spaß gemacht und es hat dann auch immer mehr Platz in meinem Leben eigenommen. Irgendwann waren das Musikmachen und die Konzerte genauso zeitaufwendig wie das Studium. Nebenbei habe ich auch noch gearbeitet. Das war dann schon oft ein bisschen so ein Kampf, wo denn jetzt die Prioritäten liegen und was man jetzt wirklich gescheit macht. 

Das Studium der Landschaftsarchitektur hast du ja jetzt aber abgeschlossen. Hast du trotzdem vor, damit noch irgendwas zu machen, oder fokussierst du dich komplett auf die Musik?

Liz Metta: Ich versuche es so einzurichten, dass das Musikprojekt wachsen kann und Früchte trägt, dass ich es professionell weiterverfolgen kann. Bei mir steht das an erster Stelle.  

Super ist es, wenn ich Schnittstellen finde. Zum Beispiel habe ich mich am Ende meines Studiums intensiv mit dem Thema Zwischennnutzungen beschäftigt, die sehr oft mit Veranstaltungen im Musik- und Kulturbereich zu tun haben. Es wäre spannend, wenn sich gewisse Dinge beruflich verbinden ließen. Im Moment lässt sich diese Frage aber nicht ganz beantworten. 

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„ICH LASSE MICH VIEL VON DER NATUR INSPIRIEREN UND VERBRINGE AUCH SEHR VIEL ZEIT DRAUSSEN“

In deinen Musikvideos fällt durchaus auf, dass du eine gewisse Verbundenheit zur Natur hast. Machst du dir da über die visuelle Umsetzung der Musik viele Gedanken?

Liz Metta: Ich lasse mich viel von der Natur inspirieren und verbringe auch sehr viel Zeit draußen. Für das letzte Video zu “Fragile & Strong” habe ich das Material selbst gefilmt, die Hintergrundbilder sind im Wienerwald und auf der Donauinsel gedreht worden. Ich habe die Aufnahmen gesammelt, die dann im Video projiziert worden sind. Natur und Kultur spielt auf jeden Fall schon zusammen, weil ich einen persönlichen und beruflichen Zugang dazu habe. 

Wann kam eigentlich der Wunsch, dass du ein eigenes Soloprojekt bzw. ein eigenes Label startest?

Liz Metta: Als ich mit der Musik begonnen habe, habe ich in einer Band gespielt. Diese hat sich nach zwei Jahren aufgelöst, weil einige Leute weggezogen sind. Danach habe ich in einer anderen Band gespielt, die sich auch aufgelöst hat. So habe ich ein Singer-Songwriter-Soloprojekt gestartet und das ein paar Jahre gemacht. Irgendwann wollte ich aber etwas Neues probieren, die Musikrichtung erweitern. Ende 2019 ist das LIZ METTA – Projekt entstanden. Bald darauf hat dann die Pandemie begonnen, also sehr unpraktisch eigentlich. (lacht) Ich habe dann hin und her überlegt, welches Label und so weiter, wollte dann aber nicht mehr warten und habe gesagt “Jetzt mache ich mal das Eigenlabel und dann schauen wir weiter”

„FÜR MICH FÜHLT SICH DAS OHNE ECHTE KONZERTE EIN BISSCHEN UNVOLLSTÄNDIG AN“

Wenn du genau zu Beginn der Pandemie angefangen hast, Projekte aufzuziehen, wie war das dann für dich? Hat dir das deine Pläne sehr durchkreuzt?

Liz metta (c) steineder.org

Liz Metta: Mir wäre es zu dem Zeitpunkt natürlich lieber gewesen, dass da keine Pandemie startet. (lacht) Ich habe mir da schon länger Gedanken und auch einen Plan gemacht. Gerade, wenn man Songs veröffentlicht und dazu ein Konzert machen möchte. Dieses Live-Spielen ist mir sehr, sehr wichtig, weil das eigentlich lange neben dem Songwriting meine Haupttätigkeit als Musikerin war. Man hat halt sonst dieses unmittelbare Feedback von den Leuten nicht. Jetzt spielt sich einfach alles online ab, das ist für mich zum Beispiel auch neu. Also ich finde das interessant, aber für mich fühlt sich das ohne echte Konzerte ein bisschen unvollständig an. Mir sind das gemeinsame Erlebnis und die Atmosphäre beim Konzert sehr wichtig. Das ist etwas, das ich vermisse. Trotzdem kann ich aber sagen, dass ich insgesamt sehr happy mit den Ergebnissen bin und dankbar für die Möglichkeiten, die ich habe.

Aber ein paar Auftritte hast du gehabt, oder? In der Zeit, wo es möglich war.

Liz Metta: Genau, beim Kultursommer bei der alten Donau. Letztes Jahr waren es insgesamt zwei Konzerte, der Rest ist verschoben worden. Eines wird jetzt vermutlich im März stattfinden. Ich bin trotz allem optimistisch und versuche, mich an die Situation anzupassen. Man muss einfach versuchen, mit den Möglichkeiten, die man hat zu arbeiten. Was anderes bleibt einem sowieso nicht übrig. (lacht)

In den USA oder in Kanada bist du ja unter anderem auch schon mal aufgetreten. War das für dich sehr anders im Gegensatz zu Wien?

Liz Metta: Ich denke, der größte Unterschied ist, dass die ganzen bekannten Gesichter nicht da sind. Man hat nicht dieses Backup an Fans, die einen supporten. Dort etabliert man sich einfach neu. Die kennen einen nicht und man schaut “Kommt die Musik trotzdem an?”. Das ist irgendwie spannend. In Montreal zum Beispiel habe ich in Cafés gespielt. Ich finde das ganz gemütlich so, mir hat das gut gefallen. Generell sind die Leute sehr offen. Jeder hat sich für Kunst und Kultur interessiert. Aber so unterschiedlich war es dann gar nicht.

Gibt es irgendein Genre, mit dem du dich am ehesten identifizieren würdest? Deine Musik ist ja eine spannende Mischung aus ganz vielen verschiedenen Genres. 

Liz Metta: Das ist eine gute Frage. Ich höre sehr viel unterschiedliche Musik und alles, was man hört, beeinflusst einen – und so entsteht da dann oft eine gewisse Diversität. Ich habe drei Genres, die da zusammenfließen, andererseits ist es auch sehr Singer-Songwriter-mäßig aus dem Vorprojekt. Es hat einen Soul-Einfluss kombiniert mit Neo-Psychedelic-Rock. Man könnte sagen, das passt nicht zusammen, aber irgendwie sind das Genres, die mir gut gefallen. Oft mache ich das gar nicht bewusst, aber das ist halt einfach das, was dann rauskommt.

„ICH BIN OFFEN FÜR ANDERES UND WÜRDE NIE SAGEN, DASS ICH NUR ROCK ODER POP MACHE“

Hörst du selbst in deiner Freizeit auch so diverse Genres?

Liz Metta: Absolut. Ich höre auch noch viel anderes, wie zum Beispiel Elektronik oder Klassik.

Könntest du dir dich im elektronischen Bereich auch vorstellen?

Liz Metta: Da müsste ich noch einiges lernen. (lacht) Aber ja, auf jeden Fall. Man kann sich ja weiterentwickeln oder Projekte machen, wo man mit anderen Leuten eine Kollaboration macht. Dann wird das am Ende ein Elektronik-Track mit Gesang. Das kann ich mir gut vorstellen. Ich würde jetzt nicht jedes Genre machen, aber ich bin offen für anderes und würde nie sagen, dass ich nur Rock oder Pop mache. In der Popmusik fließen ja außerdem oft viele Genres zusammen.

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Du arbeitest ja gerade an deiner EP. Was erwartet einen denn da demnächst?

Liz Metta: Die Single zur EP heißt “Shine My Little Light”. Es wird sechs Tracks geben und sie wird Ende März erscheinen. Die Tracks sind teilweise schon recht unterschiedlich. Ich würde sagen, sie zeigen unterschiedliche Facetten von LIZ METTA. Ich bin schon gespannt, wie das ankommt. Es ist ja doch die erste EP und da macht man sich einen ersten Eindruck.

Fällt dir das manchmal schwer, so persönliche Dinge in deinen Songs zu verarbeiten? Angesichts der Tatsache, dass du weißt, das wird dann veröffentlicht?

Liz Metta: Ich glaube, es würde mir schwerer fallen, über etwas Unpersönliches zu schreiben, weil das dann nicht so echt ist und ich das vielleicht auch nicht authentisch rüberbringen kann. Deswegen tue ich mir leichter, über persönliche Sachen zu schreiben. Die kann ich ja vielleicht auch anders nicht ausdrücken und so wird das dann eben über die Musik kommuniziert. Ich glaube, es ist auch für jeden offen, wie er das dann für sich interpretiert.

Wir sind gespannt. Vielen Dank für das Interview!

Katharina Reiffenstuhl

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