Alexander Kukelka: "Donnas Traum" – UA

In Zeiten des Schlankheitswahns setzt Donna Simpson genau auf gegenteilige Strategie: Als Zeichen ihrer künstlerischen Selbstverwirklichung möchte es die 273-Kilo-Frau auf eine knappe halbe Tonne Lebendgewicht bringen. Mit ihrem hungrigen Vorhaben bringt sie aber nicht nur sich selbst in eine missliche Lage, vor allem ihr Sohn leidet unter den vereinnahmenden Plänen seiner Mutter. Diese schräge Story ist nicht nur Handlung des neuen Musiktheaters “Donnas Traum” von Alexander Kukelka; der Komponist sieht die zwanghaften Versuche des grenzenlosen Über-sich-Hinauswachsens und des daran Scheiterns als Metapher für das Zusammenbrechen der surrealen Oper unter ihrem eigenen Gewicht. Wer wissen möchte, wie es zu diesem Verlauf kommt, hat am Montag, 5. März im Theater Drachengasse die Gelegenheit, bei der Uraufführung dabei zu sein. Und auch den restlichen Monat steht das gewichtige Stück Musiktheater dienstags bis samstags auf dem Spielplan.

Während Alexander Kukelka in früheren Jahren zahlreiche Werke Nestroys in Musik setzte und sich Musik zu Filmen und Theaterstücken in seinem Werkverzeichnis finden, hat er sich in letzter Zeit zu einem wahren Allrounder entwickelt. Wie er auch schon in den vor zwei Jahren uraufgeführten “4 Gossip Operas” neben der Komposition auch für Buch und Regie verantwortlich, wird er in „Donnas Traum“ zusätzlich am Klavier zu erleben sein. Doch das ist nicht die einzige Parallele, die sich zu dem von der Presse gelobten Werk erkennen lässt – auch die Beschäftigung mit der Gattung Oper/Musiktheater thematisiert Kukelka in beiden Werken auf humorvoll sarkastische Weise.

Der in der Musikgeschichte immer wieder auftretende Konflikt um die Vorherrschaft von Musik oder Sprache findet in der musikalischen Gestaltung der beiden Protagonisten Ausdruck: Während die Mutter als lyrischer Sopran in Kombination mit dem solistischen Cello ihre sich selbst zugeschriebene Bedeutung in den Mittelpunkt rückt, werden dem Sohn Raymond der Sprechgesang und geräuschhafte Klänge im tiefen Register zugeordnet. Wie diese Auseinandersetzung wohl enden mag, darf man bei den Aufführungen verfolgen. (dw)

Foto: Claudia Prieler

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Alexander Kukelka (ÖKB)
Drachengasse