1965: „Ich fasse den Entschluss, mich nicht mehr als Elvis für Arme missverstehen zu lassen und mache durch meinen Nachbarn Bekanntschaft mit dem authentischen Blues. Da mich diese Musik bis ins Knochenmark fasziniert, adoptiere ich den Blues als persönliche Ausdrucksform. Es genügt mir nicht, bloß Musikstücke zu interpretieren, sondern integriere meine Persönlichkeit durch autobiographische Texte. Da auch ich mit größter Anstrengung nicht schwarz werden kann, behalte ich mein 50er Outfit bei und es ist mein Markenzeichen bis zum heutigen Tag geblieben.“ Al Cook tritt am 26. Februar im ORF-Radiokulturhaus auf.
Al Cook weiter in seiner ersten Kolumne, die er 2001 für die Internetzeitschrift www.blues.at verfasst hat: „Es folgen lange Jahre der Konfusion des Publikums, das mich auf Grund meiner Erscheinung für einen billigen Elvis-Imitator hält und mit meiner Bluesauffasung nicht zurechtkommt. Doch mit dem Erscheinen der britischen Blueswelle und der Woddstockbewegung kommt das Publikum meiner Musik näher. Schnell werde ich zur lokalen Ikone und viele junge Bluesfans lernen den Sound ihrer Platten durch mich live erleben. Doch wie ich retrospektive bemerken muss, baute sich mein Erfolg eher auf eine Art Alien-Effekt auf, der in unserer schnellebigen Zeit bald an Anziehungskraft einbüßte. So musste ich mir noch eine Portion missionarisches Sendungsbewußtsein zulegen.“
Zur Ergänzung: Geboren wurde Al Cook am 27.2.1945 in Bad Ischl, OÖ., wuchs aber im Nachkriegs – Wien auf. Bis zum 15ten Lebensjahr hatte sein Dasein aber so gut wie nichts mit Musik zu tun.1970 wurde Al Cook von einer Wiener Schallplattenfirma entdeckt und spielte seitdem zahlreiche Tonträger ein. Er arbeitet sowohl solistisch als auch mit verschiedenen Band-Besetzungen. In letzter Zeit tritt er häufig in Trio-Besetzung gemeinsam mit Charlie Lloyd (Klavier) und Harry Hudson (Schlagzeug) auf. Die internationale Fachpresse wählte Al Cook zum „White King of Black Blues”.
Der Autor dieser Zeilen erinnert sich an ein Doppelkonzert von Wolfgang Ambros & Band und Al Cook (im 2. Teil), dem er als Schüler um 1970/71 in Ried in Innkreis (!) beiwohnen konnte. Ambros hatte den „Hofer“ („… Da Hofa woars vom 20ger-Haus, der schaut ma so verdächtig aus)“ in den Rundfunkcharts etablieren können, das Publikum im Saal hörte seinem Programm mehr oder minder aufmerksam zu, Teile brüllten zwischendurch „Da Hofa …!“ und verlangte eine Reprise des Songs „vom Hofa“, Ambros machte aber unbeirrt weiter mit dem Programm, es gab Pfiffe und frenetische Rufe „Al Cook! Cook! Cooksie!“ (in die ich auch dann auch einstimmte – auch aus Bekanntschaft mit Ö3, der Woodstockbewegung et. al.) . Al Cook, auf dem Hockerl hoch sitzend, spielte seine Gitarre und sang allein, das brachte uns zum Herzklopfen und ihm nach jeder Nummer ehrlichen, auch frenetischen Applaus. Wir wollten ihn gar nicht mehr von der Bühne lassen und waren von seinem Bluesvortrag, besonders auch von seinem Slide- bzw. Bottleneckspiel auf der Gitarre tief beeindruckt. Er freute sich (und wir auch, weil wir ihm immerhin gegen Ambros zum Sieg verholfen hatten). Heute kann man sich sein Spielen der Blues-Guitar auch auf youtube ansehen, wenn man will ( „al cook“ slide, und unter „The Guitar Lesson“ gibt’s sogar eine Anleitung zu Slide, Riffs und 12bar-Blues).
Von Al Cook gab und gibt es immer wieder rare Auftritte und einige sehr gute CDs mit „puristischem“ Blues. Auf blues.at veröffentlichte er ab 2001 eine eigene Kolumne, in der er witzig zu lesende Kommentare zur Blues-Szene (oder aber auch zu einem von ihm erlebten Konzert von Eric Clapton, oder zum Ableben von Oskar Klein) schreibt.
Mai 2006
Am 23. Mai 2006 wurde Al Cook mit dem Goldenen Verdienstzeichen des Landes Wien geehrt. „Al Cook habe den Blues nach Wien gebracht“, so Wiens Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny, der die Medaille persönlich übereichte (Rathauskorrespondenz). „Al Cook betreibt den Blues aus Liebe zur Musik und nicht, um reich zu werden”, sagte der Leiter des Jazzland, Axel Melhardt, in seiner Laudatio. Leider „war der breiten Öffentlichkeit vom darauffolgenden Al Cook -Abend im Papas Tapas nix bekannt. Offensichtlich wurde für dieses Event zu wenig bis keine Werbung gemacht, schade“, heißt es in einem Kommentar zum blues-Magazin-Artikel dazu. Eine Zuschrift, die in diesem Artikel Fan veröffentlicht wurde, wollen wir den mica-Lesern auch nicht vorenthalten:
„Ich habe heute auch ein Statement zum gestrigen Abend bekommen, das ich hier gerne veröffentlichen möchte. Es wird sicherlich wieder polarisieren, und ich freue mich schon auf die Kommentare darauf. – Der Name des Verfassers ist uns bekannt, aber hier wollen wir ihn nur “Al Cook-Fan” nennen:
Liebe Bluesfreunde,
am 23.05. wurde Al Cook vom Land Wien ausgezeichnet und es wurde ihm das Verdienstzeichen der Stadt Wien verliehen. Am Abend war dann eine Party im Papas Tapas angesagt, wo leider nicht viele Leute hingefunden haben. – Ich finde das irgendwie sehr tragisch, da Al Cook ja wirklich der Wegbereiter für den Blues in Österreich war und ist. Das Sonderbare ist ja, daß es wahnsinnig viele Kritiker gibt, die dem Cooksie immer und immer wieder mit dem Rotstift übers Papier fahren, und da frag´ ich mich ernstlich, wo waren die alle im Papas?
Es wäre doch naheliegend, sich solch einen Abend zu geben, um den Al Cook bei seiner Arbeit zu beobachten. – Ich denke mir auch, daß da viele ihre Meinung ändern würden, wenn sie ihn einmal so richtig spielen hörten. Verstehen kann ich das nicht, daß Leute, die sogar auf seinen Platten gespielt hatten, es nicht einmal der Mühe wert fanden, ihm zu diesem Ereignis zu gratulieren. Es ist kein Wunder, daß der Blues so ein Dasein fristet, wenn die Leute lieber warten, bis Al im Internet etwas schreibt, und dann wie eine wild gewordene Bande über ihn herfallen, anstatt sich wirklich einmal in Ruhe und im gepflegten Ambiente seine Musik zu geben.
Es war eine sehr harmonische Party und es spielten auch Gäste wie Erik Trauner, Sabine Pyrker, Charlie Lloyd, Hermann Posch, Tom Hirschler, und dieser Event hätte sich eine volle Hütte verdient. Al und Erik erzählten auch lustige Storys aus ihrer Vergangenheit und ich denke, daß man solche Geschichten nicht oft zu hören bekommt, es sei denn, man geht zu solchen Veranstaltungen.“
November 2009/ Februar 2010
Im November 2009 feierte Al Cook 45 years on stage. Vor kurzem erschien seine neueste CD „The Country Blues“. Eine Besprechung der Vienna Blues Connection nennt Cook „keinen akademischer Revivalist sondern einen lebendiger Blueskünstler“ . Und weiter: „Die CD besteht nur aus Eigenkompositionen, denen er geschickt die Charakteristika historischer Bluesgrößen wie Tommy und Robert Johnson sowie Blind Lemon Jefferson, Blind Blake und Big Joe Williams förmlich wie einen Mantel überzieht und dennoch er selbst bleibt. Längst kümmert sich Al Cook nicht mehr um Kritik seitens konterrassistischer Bluesfaschisten, denn die Hautfarbe allein macht noch keinen Bluesman. Al Cook liebt es immer, handverlesene gute Freunde zu begrüßen wie den langjährigen Leibpianisten Charlie Lloyd. Ein Highlight aber ist Reverend Frank TT, der Leader einer Bikerband die sich als „Alcoholic Church“ einen Namen gemacht hat.“
Am 26.2. 2010 tritt er im Funkhaus nun aus Anlass seines 65. Geburtstages auf. Das RadioKulturhaus in der Einladung: „Al Cook ist einer der letzten Vertreter des authentischen Blues und blieb – abgesehen von einem kleinen Abstecher zum Rockabilly in den 80er Jahren – sich und seinem Stil bis heute treu. Der kommerziellen Vermarktung entzog sich Alois Koch alias Al Cook zeitlebens. Er spielt den Blues pur, unberührt von zeitgeistigen Strömungen. Auch ein Livestream aus dem RadioKulturhaus ist am 26. Februar 2010 ab 19:30 Uhr aktiv. Aber nicht nur die Musik macht Al Cook zu einem Unikat, er selbst ist ein lebendes Gesamtkunstwerk. Al Cook: “Spiele nie – um des Beifalls Willen – das falsche Lied.”
Das Al Cook Trio (Al Cook, Charlie Lloyd, Harry Hudson) wird von Sepp Dreissingers Kurzfilm “Yeah Man” und einem Gespräch zwischen Axel Melhardt (Jazzland) und Al Cook eingeleitet (hr).
Al Cook – ein Fest zum 65er
Freitag, 26. Februar 2010
19:30 Uhr
Großer Sendesaal
CDs:
Al Cook – Pioneer and Legend – 45 Years on Stage
Wolf CD-120.976
THE COUNTRY BLUES
WOLF 120.972 CD
Blues