Acht Ö1-Sendungen und zwei RSO Wien Konzerte zum 90. Geburtstag von FRIEDRICH CERHA

Wien (OTS) – FRIEDRICH CERHA begeht am 17. Februar seinen 90. Geburtstag. Aus diesem Anlass widmet Ö1 dem vielfach ausgezeichneten Komponisten, Dirigenten und Interpreten acht Sendungen. Auch das RSO WIEN gratuliert mit zwei Konzerten: Die „Baal-Gesänge“ stehen am 3. März auf dem Programm (Wiener Konzerthaus), die Uraufführung von Cerhas „Drei Sätze für Orchester“ am 9. April (Musikverein). ORF 2 sendet am 14.2. in der „matinee“ die Dokumentation „Friedrich Cerha -So möchte ich auch fliegen können“.

„Impulse“ lautet der Titel der „Menschenbilder“ über den Komponisten Friedrich Cerha – am Sonntag, den 14. Februar ab 14.05 Uhr in Ö1. Er zählt zu den bekanntesten Komponisten des Landes. Seine Opern „Baal“, „Der Rattenfänger“, „Der Riese vom Steinfeld“ werden an renommierten Bühnen gezeigt, seine Werke werden bei vielen internationalen Festivals und Konzertzyklen aufgeführt. Er leistete wichtige Pionierarbeit bei der Präsentation neuer Werke, aber auch der Musik der Klassischen Moderne, vor allem der Wiener Schule. Am 17. Februar 1926 wurde Cerha in Wien geboren. Im Alter von sechs Jahren begann er Geige zu spielen, bereits als Zehnjähriger stellte er eigene Kompositionen vor und erhielt auf eigenen Wunsch Unterricht in Kontrapunkt und Harmonielehre. Ab 1946 studierte er in Wien Komposition, Geige und Musikerziehung sowie Germanistik, Philosophie und Musikwissenschaften. Gemeinsam mit Kurt Schwertsik gründete er 1958 das Ensemble die reihe zur Schaffung eines permanenten Forums für Neue Musik in Wien. Lange Jahre war Friedrich Cerha Lehrer an der Hochschule für Musik in Wien, er war als Professor für „Komposition, Notation und Interpretation neuer Musik“ ein wichtiger Wegbereiter für viele junge Komponisten. Seiner Heimatstadt Wien ist er bis heute treu geblieben.

„Apropos Musik“ (16.2., 15.05 Uhr) hat Friedrich Cerha nach seinen „prägendsten Opernerlebnissen“ gefragt, die Antwort kamt postwendend:
Mozarts „Don Giovanni“ sei seine Lieblingsoper; „Salome“ von Richard Strauss, die er als 11-Jähriger in der Staatsoper erlebt hat, habe ihn ungeheuer beeindruckt; intensive Erinnerungen habe er an Maria Cebotari als Daphne, an Set Svanholm als Siegfried und Stolzing und an Alda Noni als Zerbinetta. Gundula Janowitz schätze er ungemein, genauso wie Hans Hotter, Teresa Stratas oder Luciano Pavarotti.

Am Mittwoch, den 17. Februar – Cerhas Geburtstag – stehen drei Ö1-Sendungen im Zeichen des Jubilars: Im „Konzert am Vormittag“ (10.05 Uhr) sind Cerhas „1. Keintate“ nach Sprüchen aus „Wiener Panoptikum“ und „Wiener Grottenbahn“ von Ernst Kein zu hören, „(Aus) Eine Art Chansons“ nach Texten von Friedrich Achleitner und Friedrich Cerha (Heinz Karl Gruber, Chansonnier; ensemble die reihe: Dirigent:
Friedrich Cerha) und „Wiener Kaleidoskop für Ensemble“ (BBC Philharmonic Orchestra, Dirigent: Heinz Karl Gruber). „Über das Dunkle in einer hellen und das Helle in einer dunklen Welt“ -Menschliche Abgründe ebenso wie Zärtlichkeiten und Vertrautheiten; das Individuum in der Masse, eingespannt zwischen Verlockungen und Zwängen: Für Friedrich Cerha sind das lebens- und werkbestimmende Themen. Mit einer radiophonen Gesamtfassung der drei „Langegger Nachtmusiken“, entstanden über einen Zeitraum von mehr als 20 Jahren, begibt sich „Aus dem Konzertsaal“ (19.30 Uhr) auf die Spur nach dem Hellen und dem Dunklen in Cerhas Werk. Und „Zeit-Ton“ sendet ab 23.03 Uhr Geburtstagsgrüße.

„Stimmen hören“ stellt am Donnerstag, den 18. Februar ab 19.30 Uhr die Frage, ob der Opern- und Vokalmusikkomponist Friedrich Cerha der „Erbe Alban Bergs“ ist. Die seinerzeit wild umfehdete, von der Witwe des Komponisten bekämpfte „Vervollständigung“ der „Lulu“ von Alban Berg bedeutete in den späten 1970er Jahren den Durchbruch des „Opernkomponisten“ Friedrich Cerha. Seither ist die „Cerha-Fassung“ der „Lulu“ zu „der“ Version der Wahl geworden und – beginnend mit Teresa Stratas/Pierre Boulez – auch in einer Reihe prominent besetzter Platteneinspielungen präsent. Cerhas allereigenstem Opernerstling „Baal“ meinte die Kritik – im positiven Sinn – dann auch eine Verwandtschaft zur Musiksprache von Alban Berg anzuhören; aber finden sich bei dieser Brecht-Vertonung nicht auch Echos von Kurt Weills Song-Stil? Wieder war Theo Adam eine perfekte Baal-Titelrollenbesetzung, und dieses Glück Cerhas mit seinen Interpret/innen zieht sich bis zur Wiener Staatsopernpremiere des „Riesen von Steinfeld“ mit Thomas Hampson und Diana Damrau.

„Nimmermüde Tatenkraft“: Am Freitag, den 19. Februar versucht in „Zeit-Ton extended“ (23.03 Uhr) eine Gesprächsrunde mit Zeitzeugen wie Lothar Knessl, Musikexpert/innen, Komponist/innen und Schüler/innen, sich dem Phänomen Friedrich Cerha zu nähern. Überblickt man die vielfältigen Betätigungsfelder Friedrich Cerhas wird einem bewusst, wie bedeutend sein Wirken für das Musikleben Österreichs seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs ist. Eine seiner wichtigsten Taten war bereits 1958 die – gemeinsam mit Kurt Schwertsik vollzogene – Gründung des Ensembles die reihe, der ersten österreichischen Nachkriegsformation für neue Musik, die mit Cerha als Dirigenten das Publikum nach der Nazi-Zäsur wieder an den Stand des Gegenwartskomponierens heranführte. Auch als Lehrer – u.a. von Georg Friedrich Haas, Christian Ofenbauer und Karlheinz Essl -erwarb sich Cerha unschätzbare Verdienste. Und natürlich vor allem als nimmermüder Komponist, der nicht nur Schöpfer wichtiger neuer Musiktheater ist (u.a. „Netzwerk“, „Baal“ und „Der Rattenfänger“) sowie großer Orchester- und Kammermusik (u.a. „Fasce“, „Spiegel“, ein Violin- und ein Schlagzeugkonzert sowie vier Streichquartette), sondern auch ein Faible für andere Genres hegt, wie seine „Keintaten“ und „Eine Art Chansons“ bezeugen. Ein breites Themenspektrum also, das zu Ehren des Doyens der Neuen Musik Österreichs zu dessen 90. Geburtstag in dieser Sendung abgedeckt werden soll. Und am Samstag, den 20. Februar ist Friedrich Cerha bei Albert Hosp zu Gast im Ö1 Klassik-Treffpunkt im RadioCafe. Ö1 überträgt live ab 10.05 Uhr.

Zwei RSO Wien-Konzerte und „matinee“ in ORF 2

Das ORF RSO Wien unter Chefdirigent Cornelius Meister spielt an zwei Abenden Werke von Cerha: Am 3. März sind im Wiener Konzerthaus (19.30 Uhr) neben Joseph Haydns Ouverture zu „Acide e Galatea“ und Gustav Mahlers „Adagio“ Cerhas „Baal-Gesänge“ zu hören, es singt Jochen Schmeckenbecher (Bariton). Ö1 sendet den Mitschnitt am 11. März ab 19.30 Uhr. Am 9. April steht im Musikverein (19.30 Uhr) die Uraufführung von Friedrich Cerhas „Drei Sätze für Orchester“ (2015) auf dem RSO-Programm, ein Auftragswerk der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien. Weitere Werke dieses Konzerts sind Joseph Haydns Symphonie Nr. 6 und Benjamin Brittens Spring Symphony. Es singen Eleanor Dennis (Sopran), Alice Coote (Alt), Andrew Staples (Tenor), die Wiener Sängerknaben und der Wiener Singverein. Ö1 sendet die Aufnahme am 22. April ab 19.30 Uhr.

Am Sonntag, den 14. Februar sendet ORF 2 in der „matinee“ (9.55 Uhr) die Dokumentation „Friedrich Cerha – So möchte ich auch fliegen können“. Mehr als 130 Werke hat Friedrich Cerha geschaffen und zählt damit zu den bedeutendsten zeitgenössischen Komponisten Österreichs. In früheren Jahren war der Künstler auch ein international erfolgreicher Dirigent. Seine Lebensgeschichte ist ein Spiegel der Zeitgeschichte unseres Landes. In seiner Arbeit reflektiert Cerha immer wieder selbst Erlebtes. Die ORF-Dokumentation von Robert Neumüller begleitet Friedrich Cerha von der Komposition seines Violinkonzertes, über Probenvorbereitungen bis zur Uraufführung des neuen Werkes. Rückblenden zeigen seinen künstlerischen Werdegang und die enge Verknüpfung zwischen Biografie und Werk.

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Friedrich Cerha (mica-Musikdatenbank)