Mit „Hospital Years“ sorgte die Wiener Band Aber das Leben lebt im vergangenen Jahr für eine der großen popmusikalischen Höhepunkte. Geboten wird von der dreiköpfigen Formation gefühlvoller, durchdacht arrangierter melancholischer Pop, der durchaus internationales Format besitzt. Die nächste Gelegenheit Aber das Leben lebt live zu erleben, gibt es am 1. Dezember im Wiener Gürtellokal Chelsea.
Begonnen haben Aber das Leben lebt in eher schwermütigeren Gewässern. So standen in den Anfangsjahren noch schräg anmutende und mit disharmonischen Tönen gepaarte Melodiebögen im Vordergrund des Geschehens. Zwischen den Zeilen schimmerten dabei immer wieder Assoziationen zu Brian Eno, Pulp oder dem Achtziger-Jahre Soul-Pop durch. Mit der Zeit aber verließ das Trio den Pfad der “konsequenten Dekonstruktion traditioneller Musikstrukturen” und wendete sich einem deutlich poppigeren und damit gefälligeren Sound zu. Das Ergebnis dieses Transformationsprozesses war schließlich auf dem von allen Seiten hoch gelobten Album „Perfect Teen” (2004) zu hören.
Für das in den eigenen vier Wänden aufgenommene Nachfolgealbum „Hospital Years“ haben sich die drei perfektionistischen Herren ganze fünf Jahre Zeit gelassen, was aber im Nachhinein betrachtet, ob der hohen Qualität dieses Outputs, nicht wirklich ins Gewicht fällt. Die insgesamt neun eher sorgsam arrangierten und von Pianoklängen und gemächlichen Gitarren getragenen melancholischen Songs sind gespickt mit wunderbaren Melodien und interessanten Wendungen. Gefahr, sich in den Untiefen des gewöhnlichen Pop zu verlieren, läuft die Band glücklicherweise in keinem Moment, dafür verweigern sich die drei Musiker diesen viel zu sehr. Von Pathos ist in der Musik des Dreiers keine Spur, vielmehr entwickeln die Lieder ihre Atmosphäre durch eine bewusste Zurückhaltung. Was die Wiener Formation erschafft, ist eine höchst eigenständige Version von Popmusik, die einfach nur berührt.
Im Moment arbeiten Aber das Leben lebt an einem neuen Album, das im kommenden Frühjahr erscheinen soll. Fans der Band dürfen mit Blick auf die bisherigen Veröffentlichungen durchaus gespannt sein, welche Richtung die drei Musiker mit ihrem neuen Material einschlagen werden. Man kann durchaus davon ausgehen, dass aus musikalischer Sicht wieder einmal alles ganz anders sein wird. (mt)
Foto: Ingo Pertramer
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