Ab 2014 kein Jazzherbst in Salzburg

Salzburg (OTS/SN) – Der Herbst war für Jazzfreunde in Salzburg schon lang eine turbulente Jahreszeit: Seit 1995 bietet Veranstalter Johannes Kunz mit seinem Salzburger Jazzherbst ein dichtes Konzertprogramm. Und in direkter zeitlicher Nachbarschaft hat sich in den vergangenen Jahren das Format “Jazz & the City”, veranstaltet vom Altstadt-Marketing, ebenfalls zu einem Festival entwickelt, das immer stärker internationale Jazzgrößen präsentiert.

In zwei Jahren steht ein Umbruch an, wie die Salzburger Nachrichten in der Ausgabe von morgen, Mittwoch exklusiv melden: Jazzherbst-Erfinder Johannes Kunz zieht sich, sobald die aktuellen Verträge mit Großsponsoren (Hypo und Stiegl) und Subventionsgebern (Land Salzburg) ausgelaufen sind, mit dem Jahr 2014 zurück – zumindest aus Salzburg. “Ich werde an einem anderen Ort ein Festival auf die Beine stellen, in einem erweiterten Rahmen und mit attraktiveren Bedingungen”, sagt Kunz im SN-Gespräch.”Die Unterstützung in Salzburg und die Subventionen waren zuletzt nicht mehr zufriedenstellend.”

Ob der Jazzherbst dem Frequency-Festival folgt und von Salzburg nach St. Pölten übersiedelt? Entsprechende Gerüchte schloss Kunz im SN-Gespräch definitiv aus. Als mögliche Alternative zu Salzburg tauchte in den vergangenen Tagen auch der Name Grafenegg in Niederösterreich auf. Der künstlerische Leiter des dortigen Musikfestivals, Rudolf Buchbinder, und Johannes Kunz gelten als enge Freunde. Auch in Salzburg gibt es für 2014 bereits ein neues Szenario: Hinter den Kulissen und unter Einbeziehung von Land und Stadt wird daran gearbeitet,ein neues Jazzfestival in der Mozartstadt aufzubauen.

Mit der organisatorischen und finanziellen Abwicklung wurde das Altstadt-Marketing, bisher Veranstalter des Gratis-Festivals “Jazz & the City”, beauftragt. Noch fehlen aber die formalen Beschlüsse. Als künstlerischer Leiter ist der langjährige Intendant des Jazzfestivals Saalfelden, Gerhard Eder, vorgesehen.Eder arbeitet seit seinem wenig friedvollen Ausscheiden in Saalfelden im Jahr 2004 für das Altstadt-Marketing. Unter seiner Programmverantwortung wuchs “Jazz & the City” vom einstigen Begleitevent des Jazzherbstes, das vor allem regionale Musiker präsentierte, zu einer Veranstaltung, die selbst auf Stars setzt.

Die Stadt Salzburg hatte nach Querelen zwischen Bürgermeister Heinz Schaden (SPÖ) und Johannes Kunz in den vergangenen zwei Jahren bereits keine direkten Subventionszahlungen mehr an Kunz geleistet. Streitpunkt waren unter anderem offene Rechnungen für Konzertsäle. 2012 wurden die Stadt-Subventionen für den Jazzherbst gestrichen. Für das Nachfolgefestival zum Jazzherbst gibt es noch keinen konkreten Namen. Finanziert werden soll es über Mittel des Fremdenverkehrsförderungsfonds des Landes von LH-Stv. Wilfried Haslauer (ÖVP) und Mitteln aus dem Budget von LH Gabi Burgstaller (SPÖ), vor allem aber über das Jahresbudget des Altstadtverbands.

Dieser Topf speist sich aus Einnahmen der Mitglieder (700.000 Euro) und wird von der Stadt verdoppelt. Dazu kommen noch 325.000 Euro Ortstaxe. 2012 überweist die Stadt 1,1 Mill. Euro als Beitrag für das Jahresbudget des Altstadtverbands. Das künftige Festival kann mit 85.000 Euro von Burgstaller und Haslauer rechnen. Die Konzerte in Salzburger Lokalen bei freiem Eintritt soll es auch in dem neuen Festivalformat geben, zusätzlich denkt Gerhard Eder an hochkarätige Konzerte, für die Eintritt verlangt wird, etwa in der Felsenreitschule.

Politiker und Sponsoren hegten schon länger den Wunsch nach einem neu ausgerichteten Salzburger Jazzfestival im Herbst. Deshalb wurde 2011 auch die Salzburger Jazzmusikerin Sabina Hank von LH Burgstaller beauftragt, ein Konzept vorzulegen, das Hank als neue Festivalintendantin realisieren könnte. “Gewünscht war die Fusionierung der zwei bestehenden Formate zu einem Festival”, so Hank. Im Jänner 2012 legte sie ihr Rohkonzept vor, “bei dem ich eine Verbindung aus Jazz-Hochkultur und erfolgversprechenden Newcomern ins Zentrum stellte”. Auch ein jährlicher Jazzpreis wäre vorgesehen. “Mein Konzept für ein lebendiges, künstlerisch hochwertiges Festival stieß in der Kulturpolitik und bei Sponsoren auf großes Interesse. Schade drum. Aber: In Wirklichkeit ist es auch an anderen Orten durchführbar. Wo sich eine Tür schließt, öffnet sich eine neue.”