Das Internationale Rostrum of Composers (IRC) wird vom International Music Council (Internationaler Musikrat / IMC) jährlich mit der finanziellen Unterstützung der teilnehmenden Radiostationen organisiert. (u. a. auch Ö1/ORF). Es ist ein internationals Forum der Repräsentanten von Rundfunksendern, die zusammenkommen, um zeitgenössische Musik auszutauschen und auch zu senden. Seit 2003 rotiert der Gastgeber. Heuer wird es von 31. Mai bis 4. Juni 2010 in Lissabon abgehalten (Gulbenkian Foundation/Portugiesisches Radio). Unter den ausgezeichneten Werken befanden sich auch immer wieder Österreicher.
Etwa 2007 Erin Gee, vor Jahren auch Gerd Kühr oder Klaus Lang u. a. Erster österreichischer Preisträger des seit 1955 verliehenen Preises – neben vielen illustren Komponisten des 20. Jahrhunderts vor ihm wie Nono, Lutoslawski, Penderecki – war 1969 György Ligeti (mit „Lontano“, 1967).
Erin Gees “mouthpiece IX für Stimme und Orchester” war ein Kompositionsauftrag von Ö1. Das Werk entstand als Kompositionsauftrag des ORF-Festivals musikprotokoll im steirischen herbst, wurde gemeinsam vergeben mit dem Tiroler Festival Klangspuren, wurde vom Radio-Symphonieorchester Wien, dirigiert von Martyn Brabbins, auch bei beiden Festivals gespielt und selbstverständlich im Radio in Österreich 1 in der Sendereihe Zeit-Ton präsentiert. Dass beim bedeutendsten internationalen Treffen von Rundfunkanstalten zum Thema zeitgenössische Musik – eine Veranstaltung des IMC International Music Council unter der Schirmherrschaft der UNESCO mit 40 Sendern aus vier Kontinenten – ein Werk zum Siegerstück gekürt wird, dessen Entstehung so eng an die Arbeit des öffentlich-rechtlichen Rundfunks zur Förderung der zeitgenössischen Musik geknüpft ist, verleiht dieser Auszeichnung eine über das Künstlerische hinausgehende Signifikanz.
Das 52. Internationale Rostrum of Composers (IRC) fand übrigens von 6. bis 10. Juni 2005 in Wien statt – in enger Zusammenarbeit mit dem mica – music information center austria, in der Stiftgasse 29 fand am 10. Juni auch die Pressekonferenz statt, bei der die Preisträger bekannt gegeben wurden. Seit einigen Jahren wird der Preis übrigens auch in der Kategorie „Young Composers“ verliehen.
2009 gewann die Komponistin Michato Mochizuki mit klassischer Programmmusik, einer Art Hommage an das Morgengrauen, aber auf Französisch natürlich poetischer betitelt mit “L’Heure Bleue”, der „Blauen Stunde”, ein poetischer Begriff, der von Jean-Henri Fabre stammt. Sie komponierte einen „einen magischen Moment“ von einer knappen Viertelstunde Dauer, wie Christian Scheib feststellte. Aber gleich beiden 2009 von Ö1 nominierten Künstlern beziehungsweise deren Werken gelang der Einzug in die Auswahlkategorie der “10 Recommended Works“. Sowohl eine Aufnahme des vom ORF-RSO Wien in Auftrag gegebenen und uraufgeführten Violinkonzertes des österreichischen Komponisten Thomas Larcher – interpretiert von und mit der Geigerin Isabelle Faust und Chefdirigent Bertrand de Billy am 26. März 2009 im Wiener Musikverein – als auch eines der Stücke der experimentellen Gambistin und Komponistin Eva Reiter – in Auftrag gegeben von Ö1 und im Rahmen eines Porträtkonzertes im ORF-RadioKulturhaus produziert – wurden von der internationalen Jury in die Kategorie der “Recommended Works” dieses Jahres gewählt.
Über die teilnehmenden Werke und die Auszeichnungen werden wir am 4. Juni berichten können, wahrscheinlich auch in Bälde Ursula Strubinsky auf Ö1- zeitton – sie weilt bereits in Lissabon. Wir können aber hier verraten, was heuer von Ö1 eingereicht wurde, die Aussichten auf Auszeichnungen dürften – vorsichtig ausgedrückt – nicht schlecht sein. Es handelt sich um Bernhard Ganders „lovely monster“ (bereits zu Donaueschingen-Ehren gekommen) und um Olga Neuwirths wunderbares neues Bratschenkonzert „Remnants of Songs“. (hr)
Foto Bernhard Gander: Hans Labler