Ende der 90er Jahre gab es dank Bands wie den Absoluten Beginnern, Freundeskreis oder Dynamite Deluxe unter den großen Plattenfirmen in Deutschland einen regelrechten HipHop-Goldrausch. Hierzulande ist dieser nie so richtig angekommen, mit der kleinen Ausnahme des kurzlebigen Libro-Labels Intonation, das etwa Total Chaos unter Vertrag hatte. Die fehlende Aussicht auf großen kommerziellen Erfolg hat die heimische HipHop-Szene aber nicht davon abgehalten, sich musikalisch auszubreiten – ganz im Gegenteil! Von zurückgelehnt bis tanzbar, von Wortspielen bis zu Drohgebärden, war in den folgenden Jahren viel möglich.
Waxolutionists ft. Manuva – Nachtschattengewächs (1999)
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Die dreiköpfige Wiener DJ-Crew fing mit gemeinsamen Mixtapes an und entwickelte dann ihre ganz eigene Version von Jazz: Hier dienten die Plattenspieler als Instrumente für Beats und virtuose Soli. Auf dem Debüt „The Smart Blip Experience“ kam dieser Sound-Entwurf schon ziemlich ausdefiniert daher, die Ode an die späten Stunden gemeinsam mit Total Chaos-MC Manuva ist sowieso ein Klassiker.
Brotlose Kunst ft. Huckey, Holunder & Flip – Suesslicher Weihrauch (2000)
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Unter dem Namen Waiszbrohd haben Teile dieser Band die Katalognummer 001 auf dem Texta-Label Tonträger Records abgeliefert. Das Album „Sklaven der Zeit“ war mit seinen surreal-apokalyptischen Raps und experimentellen Beats ziemlich einzigartig und wurde deshalb zu dieser Zeit auch in Deutschland medial gut aufgenommen.
Wisdom & Slime – Das Element (2006)
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Ursprünglich aus Tirol kommend, hat sich das Duo Mitte der 00er Jahre mit einer kleinen Handvoll musikalischer Lebenszeichen ein Denkmal gesetzt. Sowohl rhythmisch als auch konzeptuell waren ihre Songs nämlich immer sehr durchdacht, in diesem Beispiel werden etwa ausschließlich Schüttelreime gerappt. Wisdom ist als Worst Messiah bis heute aktiv.
Platinum Tongue & Mevlut Khan – Balkanaken (2006)
Ein frühes Beispiel dafür, dass Rap in der heimischen Medienlandschaft vorrangig über Skandalisierung funktioniert. Textzeilen wie „Ottakringer Strasse – Klick, Klack – Kopfschuss!“ riefen schnell den Boulevard und die FPÖ auf den Plan und es wurden Verbote gefordert – passiert ist aber schlussendlich nichts. Mevlut Khan hat später mit seiner Crew Sua Kaan (an der Seite des heute als Schauspieler bekannten Murathan Muslu) ein Album und mehrere Singles veröffentlicht.
Chakuza ft. Bushido – Eure Kinder (2007)
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Bei einem Zwangsaufenthalt in Linz (er saß dort wegen einer Schlägerei in Untersuchungshaft) lernte Bushido die Crew Verbale Systematik besser kennen. Rapper Chakuza und DJ Stickle folgten ihm bald nach Berlin, produzierten viel Musik für sein Label Ersguterjunge und machten auch eigene Platten. Chakuza lebt und rappt heute wieder in Linz, Stickle hat in Berlin mit Künstlern wie Casper, Apache207 oder Pashanim gearbeitet.
Kamp & Whizz Vienna – Versager (2009)
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Das Wiener Freestyle-Wunderkind Kamp setzte nach mehreren Konzept-EPs mit dem Album „Versager ohne Zukunft“ einen Meilenstein. Technisch komplexe Raps, die seine schwierige Lebensphase aber auch emotional perfekt einfangen konnten, und die vor Soul geradezu triefenden Beats von Whizz Vienna begeistern bis heute. Mit „202“ ist letztes Jahr auch ein würdiger Nachfolger rausgekommen.
Skero – Kabinenparty (2009)
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In den Verkaufscharts war österreichischer Rap in seinen ersten Jahrzehnten nie ein großer Faktor – dann kam „Kabinenparty“. Der Baile Funk-inspirierte Song vom Solo-Debütalbum des Texta-Rappers (der die Band 2013 verließ) brauchte aber auch fast ein Jahr, um dank seines viralen Videos und Fan-Initiativen zum großen Hit zu werden. Dafür ist die Zeile „Gehtscho gemma vuigas“ heute ein geflügelter Spruch.
Brenk – Stich (2014)
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In eine „Rap“-Liste passt dieses Stück streng genommen nicht hinein, aber der Produzent aus Kaisermühlen hat den Klang des österreichischen HipHop geprägt wie wenige andere. Und mit diesem (mittlerweile geklärten) Georg Danzer-Sample beweist er auch, wie „gangsta“ der klassische Austropop klingen kann.
Nazar ft. Falco – Zwischen Zeit & Raum (2014)
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Der Strassenrapper aus Wien-Favoriten hatte in der 2010er Jahren einen wahren Lauf mit vier Amadeus-Awards, zwei Nummer 1-Alben und die Kino-Dokumentation „Schwarzkopf“. Am Höhepunkt erfüllte er sich mit dieser posthumen Falco-Zusammenarbeit auch einen persönlichen Traum.
Bonez MC & RAF Camora ft. Trettmann – 100 (2020)
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RAF ist als französischsprachiger MC und Sänger in Formationen wie Assaut Mystic, Balkan Express oder Family Bizz in der Wiener Szene aufgetaucht. Später folgte er Chakuza und DJ Stickle als Produzent nach Berlin, und landete dort mit seinem dritten deutschsprachigen Album „Hoch 2“ erstmals an der Spitze der Charts. Spätestens seit dem ersten gemeinsamen „Palmen aus Plastik“ Album mit Bonez 2016 ist er dort Dauergast.
Stefan Trischler