Die IG Kultur Wien verlieh am 10. Oktober 2024 im FLUCC am Praterstern die Preise der freien Szene Wiens 2024. Der mit 4500 Euro dotierte Preis der freien Szene Wiens ging an das Kollektiv 4lthangrund für alle, das in einem mehrstufigen Verhandlungsprozess seine Räume in der ehemaligen WU im Jahr 2022 bis Ende 2025 sichern konnte, sich nun aber auf eine langfristige Sicherung von Kunst, Kultur und sozialem Raum im Grätzl konzentrieren möchte.
Der mit 4500 Euro dotierte Preis der freien Szene Wiens ging an das Kollektiv 4lthangrund für alle, das in einem mehrstufigen Verhandlungsprozess seine Räume in der ehemaligen WU im Jahr 2022 bis Ende 2025 sichern konnte, sich nun aber auf eine langfristige Sicherung von Kunst, Kultur und sozialem Raum im Grätzl konzentrieren möchte.
Die mit jeweils 3000 Euro dotierten Förderpreise gingen an:
- Venster99 für dessen Kampagne zur Wiedereröffnung seines nach Problemen mit der Gewerbebehörde geschlossenen Raums
- Perilla, Verein zur Förderung und Sichtbarmachung der asiatischen Diaspora in Österreich für Wandapanda & Tiger – eine Veranstaltungsreihe und ein Archiv in Form eines Fahrrad-Lastenanhängers von und mit asiatisch diasporischen Künstler*innen aus Österreich und darüber hinaus.
Insgesamt wurden heuer 71 Projekte für den Preis der freien Szene Wiens eingereicht. Alle Einreichungen wurden auf dem neuen Webportal https://preis.igkulturwien.net/ präsentiert und können auch nach der Preisverleihung dort betrachtet werden. Die Wahl der Preisträger*innen erfolgte online durch alle Einreicher*innen und die Mitglieder der IG Kultur Wien. Die Preisgelder wurden von „Stadt Wien | Kultur“ finanziert. Anlässlich des 20-Jahre-Jubiläums wurden die Preisgelder heuer gegenüber den Vorjahren deutlich erhöht (4.500 Euro statt bisher 3000 Euro für den Hauptpreis, 3000 Euro statt bisher 2000 Euro für die Förderpreise).
„Hurra, wir leben noch!“
Seit mittlerweile 20 Jahren vergibt die IG Kultur Wien Preise an herausragende Projekte der freien Kulturszene Wiens. Das 20-Jahr-Jubiläum wurde im Rahmen der Preisverleihung mit einer Gala unter dem Motto „Hurra, wir leben noch!“ gebührend gefeiert. Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler hatte leider kurzfristig ihre Teilnahme abgesagt. Statt ihr nahm der Leiter des Referats Musik und Kulturinitiativen der MA 7 (Stadt Wien | Kultur) Patricio Canete-Schreger an einem kulturpolitischen Talk mit der Moderatorin Ivana Pilićteil. Vorstandsmitglieder der IG Kultur Wien berichteten von den Tätigkeiten der Arbeitsgruppen über Klassismus im Kulturbetrieb sowie über Raumprobleme von Kulturveranstalter*innen. Begleitet wurde die Gala von Interventionen von Jopa Jotakin. Für die visuelle Gestaltung sorgte Resa Lut. Nach der Preisverleihung wurde gefeiert mit einem Konzert von Rojin Sharafi und einer Party mit DJ Power.
Über die Gewinner*innen:
4lthangrund – Kulturzentrum für alle!
4lthangrund – Kulturzentrum für alle ist 2018 mit der utopischen Idee angetreten, Kunst, Kultur und soziales Miteinander langfristig im Grätzel zu verankern. Mit dem Namen wird die Forderung „Stadt für alle“ aufgegriffen.
4lthangrund – Kulturzentrum für alle ist ein dauerhaftes Kulturzentrum in einer aktuell prekären Lage, weil es keinen dauerhaften Vertrag/Raum hat. Der Verein organisiert ein umfangreiches Jahresprogramm mit rund 200 Veranstaltungen im Jahr und den Kulturverein mit Galerie, Foodcoop, Garten, Clubraum und Büros auf über 1800 m². Der Ort ist zudem Basis für über 30 Gruppen und Initiativen die in verschiedensten Bereichen aktiv sind.
In einem mehrstufigen Verhandlungsprozess konnte 4lthangrund – Kulturzentrum für alle die Räume im Jahr 2022 bis Ende 2025 sichern. Nun wird sich auf die langfristige Sicherung von Kunst, Kultur und sozialem Raum im Grätzl konzentriert.
4lthangrund – Kulturzentrum für alle ist ein offenes Kollektiv, bei dem mitmachen erwünscht ist. Es setzt sich für leistbaren Wohnraum und kulturellen, künstlerischen und sozialen Raum – für alle – ein.
Venster99 bleibt!
Seit mittlerweile über 18 Jahren organisiert Venster99, Verein zur Förderung von Kunst- und Kultur, im Rahmen seiner kulturellen Arbeit einen nicht kommerziellen Kulturort. Keine Konsumpflicht, freiwillige Arbeit der Vereinsmitglieder und auf Spenden basierende Eintritte ermöglichen, dass Menschen mit niedrigem Einkommen Kultur genießen sowie Künstler:innen ohne finanzielles Risiko auftreten können. Entgegen der Logik gewerblicher Betriebe, bei denen Mieten für Nutzung zu entrichten sind, haben Künstler:innen im Venster99 kein finanzielles Risiko zu befürchten.
Nach mehreren Kontrollen der Magistratsdirektion Ende Jänner 2024 wurde dem Venster99 eine nicht angemeldete Gewerbeausübung unterstellt, in weiterer Folge wurde der Raum vorübergehend geschlossen. Ein Gewerbe anzumelden, würde den Interessen von Venster99 nicht entsprechen, da es als nicht kommerzieller Verein fungiert, der ehrenamtlich arbeitet und keine Gewinne erzielt.
Aktuell wird viel Zeit und Aufwand in die Wiedereröffnung des Vensters gesteckt. Dafür ist der (Förder-)Preis der freien Szene Wiens nicht nur eine schöne Anerkennung der bisherigen Bemühungen, sondern auch ideell und finanziell ein Ansporn und eine große Unterstützung.
Wandapanda & Tiger
Asiatisch-diasporische Communitys sind ein Teil der Stadt Wien und ihrer Geschichte. Sie sind unsichtbare Bewohner*innen, die teilweise seit Generationen hier leben und trotzdem als Fremde betrachtet werden.
Das Projekt Wandapanda & Tiger machte ihre vielfältigen Lebensrealitäten, historische Spuren und Kontinuitäten sichtbar.
Wandapanda & Tiger war eine Veranstaltungsreihe und ein Archiv in Form eines Fahrrad-Lastenanhängers von und mit asiatisch diasporischen Künstler*innen aus Österreich und darüber hinaus.
Im Sommer 2023 wurde wir mit Lesungen, Filmscreenings, Performances und Konzerten durch Wien getourt. Dabei wurden Begegnungsräume für asiatisch-diasporische Menschen geschaffen, gemeinsam gepicknickt, getanzt, gelacht und Verbindungen kreiert.
Eingereicht wurde das Projekt Wandapanda & Tiger von Perilla, Verein zur Förderung und Sichtbarmachung der asiatischen Diaspora in Österreich, einem Verein von und für Menschen, die sich der asiatischen Diaspora in Österreich zugehörig fühlen und nicht mehr länger unsichtbar und still sein wollen.
Über die IG Kultur Wien:
Die IG Kultur Wien setzt sich seit 1990 für freie und autonome Kulturvereine, Kulturinitiativen, Kulturarbeiter*innen und Künstler*innen in dieser Stadt ein – für neue und alteingesessene Freiräume, bessere Bedingungen im Alltag und angemessene, kontinuierliche infrastrukturelle Förderungen unabhängiger und selbstverwalteter Kulturarbeit.
Die IG Kultur Wien ist seit 1990 die Interessengemeinschaft und -vertretung der freien und autonomen Kulturarbeit in Wien. Sie ist eine Serviceeinrichtung für freie kulturelle Organisationen, Kulturinitiativen, Kulturarbeiter*innen und Künstler*innen.
Der Preis der freien Szene Wiens wird gefördert mit Mitteln von „Stadt Wien | Kultur“. Das Webportal wurde gefördert mit Mitteln des Bundesministeriums für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport.