30 over 30: Teil 1

Anlässlich des 30-jährigen Jubiläums von mica – music austria haben wir 30 Künstler:innen über 30 gefragt, wie sich ihre Musik, ihre Sichtweise und die Musikindustrie im Laufe der Jahre und mit dem Wandel der Zeit entwickelt haben (oder auch nicht). In einer Kultur und Branche, die oft von Neuheiten getrieben wird, wollten wir diese Gelegenheit nutzen, um uns auf ebenso wichtige Aspekte der Musikszene zu konzentrieren, wie Wissen, Erfahrung und hart erarbeitete Weisheit. Für den ersten Teil der Serie haben wir CHANDA RULE, NIK HUMMER, WOLFGANG PUSCHNIG, ELECTRIC INDIGO und JUDITH FERSTL zu ihrer Arbeit und ihrem Leben als Musiker:in, ihren Ansichten über die Branche und die Kultur sowie zu den Ratschlägen, die sie der jüngeren Generation geben, befragt.

Wie haben sich deine Erfahrungen in der Musikbranche mit zunehmendem Alter verändert? / How has your experience in the music industry evolved as you’ve aged?

Chanda Rule: I’m having more fun! As I’ve gotten older, performing has become more personal – it’s more about my communication and creativity with whomever I’m playing and inviting the audience to be a part of that process.

Nik Hummer: Als ich angefangen habe, Musik zu machen, gab es noch diesen DIY-Gedanken und die Möglichkeit, durch den Verkauf von Tonträgern das Musikprojekt auch in nichtkommerziellen Genres am Leben zu erhalten. Fast jede gute Musik kam aus dem Underground. Außerdem war die musikinteressierte Szene nicht in unzählige Subgenres zersplittert – man gehörte irgendwie zusammen. Das gibt es heute nicht mehr.

Electric Indigo: I feel judged by my looks in a different way. Sometimes, particularly when I DJ in more rural places, I have the impression that people are repelled by how old I look, and that they would prefer to see either a woman that they find more attractive or a person that they can easily identify with. Decades ago, I often heard comments about my weight, or that I should smile to be prettier. That has stopped completely, fortunately.

Picture of Chanda Rule by Zachery Maxwell Stertz
Chanda Rule (c) Zachery Maxwell Stertz

“The creative aging process can be a beautiful thing” – Chanda Rule

Hast du beobachtet/wahrgenommen, dass die Musikbranche Künstler:innen auf Grund ihres Alters unterschiedlich behandelt? / Have you observed changes in the way the industry treats artists based on their age?

Judith Ferstl: Früher hatte ich öfter das Gefühl, dass mir weniger zugetraut wurde. Ich habe oft bemerkt, dass meine Kolleg:innen und ich weniger ernst genommen wurden. Es fühlte sich an, als würden wir Menschen eher “überraschen”, wenn wir spannende, eigene Musik mit einem persönlichen Stil präsentierten, die „reif“ klang. Besonders in Bands, in denen der Frauenanteil höher war als der der Männer, hatte ich oft das Gefühl, als „nett“, „lieb“ und „bemüht“ eingeschätzt zu werden. Ab 30 hat sich das dann, denke ich, allmählich verändert – wohl auch, weil sich die Gesellschaft stark wandelt. Ich bin sehr dankbar für die Fortschritte der letzten zehn Jahre, aber es gibt noch viel zu tun.

Electric Indigo: I think it is more common now in electronic music to see older people (50+) perform than in the 1990s, because the whole scene has aged.

Nik Hummer: Nein, aber aufgrund des Geschlechts, der Hautfarbe, der sexuellen Orientierung und der sozialen Stellung schon.

Chanda Rule: I think this has a lot to do with the genre. I sing in genres where age is respected a bit more… but I definitely don’t get called for DJ gigs anymore. 🙂

Glaubst du, dass sich die Wahrnehmung der Fans mit zunehmendem Alter der Künstler:innen ändert? / Do you think fans’ perceptions of musicians change as the artist ages?

Nik Hummer: Tja, die Zielgruppe ändert sich natürlich schon, aber letztlich hat das mit der Musik zu tun, die du machst. Mich haben Gleichaltrige nie wirklich interessiert. Es gibt einen großen Unterschied zwischen „teenage revolution“, welche hierzulande meist bürgerlich ist, und tatsächlicher künstlerischer Modernisierung. Diese findet selten im Teenageralter statt. Leider haben die Musikmedien und folglich auch die gesamte Verwertungskette nachhaltig bewiesen, dass man ihnen diesbezüglich weder fachliche noch emotionale Kompetenz zugestehen kann.

Electric Indigo: I guess some people are happy about older musicians, since seeing them do a good job on stage gives a positive outlook for their own lives.

Chanda Rule: Yes. Many people think I am a lot younger than I am. When they find out my age some will act more respectful and want to know more about my experiences, and others are more dismissive – sort of like the gifts that I share are not as special because I’ve had more time to work with them. Some people laud the idea of fresh and new talent more than seasoned talent.

Photo of Electric Indigo (c) Elsa Okazaki
Electric Indigo (c) Elsa Okazaki

“I feel judged by my looks in a different way.” – Electric Indigo

Hast du das Gefühl, dass dein Alter die Möglichkeiten, die dir in der Musikbranche zur Verfügung stehen, verändert hat? / Do you feel that your age has impacted the opportunities available to you in the music industry?

Judith Ferstl: Meine Möglichkeiten haben sich tendenziell eher verbessert. Über die Jahre habe ich mir immer mehr Kontakte und Netzwerke aufgebaut, auf die ich zurückgreifen kann. Mein Name ist einigen Veranstalter:innen ein Begriff, ich bekomme mehr Rückmeldungen auf Anfragen.

Die Anfragen von Kolleg:innen für neue, kontinuierliche Projekte sind wohl eher zurückgegangen, aber ich finde es gut, dass eine neue Generation heranwächst und Raum bekommt, sich in verschiedenen Formationen zu zeigen. Ich möchte mich zunehmend auf meine Herzensprojekte konzentrieren, die sich über die Jahre entwickelt haben und immer mehr in die Tiefe gehen.

Neu ist für mich aktuell, dass ich für Förderungen teilweise über der vorgegebenen Altersgrenze liege. Es ist wichtig, dass es Förderungen für Newcomer gibt, da es besonders am Anfang nicht leicht ist, Fuß zu fassen. Zusätzlich bräuchte es meiner Meinung nach mehr nachhaltige Förderprogramme, die vor allem Veranstalter:innen unterstützen, damit sie uns auf diesem Weg faire Gagen zahlen können.

Teilweise habe ich das Gefühl, dass angenommen wird, man sollte das Musiker:innen-Dasein ab einem gewissen Alter über andere Quellen finanzieren, zum Beispiel über Unterrichtstätigkeiten oder andere Einnahmequellen. Wenn Fair Pay der Standard wäre, könnte das sicherlich anders aussehen und vermutlich Möglichkeiten bieten, um nicht an die gesundheitlichen und psychischen Grenzen gehen zu müssen.

Chanda Rule: I haven’t felt the impact on performing yet, but when it comes to funding and grants I unfortunately have aged out of many opportunities.

Electric Indigo: In a way, yes. It is impossible now to market me as the “hot new thing” 😉 I’m not really a widely known household name either, so that might make it a bit difficult to find an easy hook for promoting an event in which I’m taking part.

Nik Hummer: Auf keinen Fall, aber sehr wahrscheinlich, weil ich das Älterwerden einfach positiv sehe. Ich kann Fragen und Probleme, die mich Jahrzehnte beschäftigt haben, besser durchschauen. Das gilt auch für das mitalternde Publikum. Insgesamt ist das eine Win-Win-Situation.

picture of Nik Hummer
Nik Hummer (c) credit unknown

“die an Musik interessierte Szene nicht in zig Subgenres zersplittert. Man gehörte irgendwie Zusammen. Das gibt es nicht mehr.” – NIK HUMMER

Fühlst du dich unter Druck gesetzt, sich den aktuellen Musik- oder Marketingtrends anzupassen? Glaubst du, dass sich dieser Druck mit dem Alter verändert? / Do you feel pressure to conform to current music or marketing trends? Do you feel this pressure changes with age?

Chanda Rule: I have always felt and also fought the impulse to conform, but something in me isn’t capable of doing so 🙂 But I still feel this pressure – to be able to clearly label myself, to be more marketable in terms of my writing or presentation. This has changed with age though. As I approach 50 I get excited about singing songs I steered away from because they weren’t “appropriate” or “audience friendly.” As I get older, I am also inspired more by authenticity and less by social media likes or popularity.

Nik Hummer: Nein. Wer das macht, kann einpacken. Künstlerische Originalität ist durch nichts zu ersetzen. Man muss nur schauen, welche Künstler:innen tatsächlich Relevanz haben – da wird einiges klar. Und spätestens seit Social Media kann man die meisten Trends ignorieren. Marketing ist oft zerstörerisch, nicht kreativ. Die wirklich nachhaltigen Dinge widersetzen sich dem ohnehin. Das gilt meiner Meinung nach auch für die Jugendkultur. Zuerst gibt es gute Kunst (übrigens meist, wenn die gesellschaftlichen und politischen Rahmenbedingungen schlecht sind), und dann kommen die Business-Typen und räumen damit auf.

Electric Indigo: I feel more and more pressured to post more on social media. But I also refuse to fill my profile with selfies or private hotel or home stories. I prefer the focus to be on my artistic output instead.

Nutzt du soziale Medien oder digitale Medienplattformen? Wie nimmst du die sich ständig verändernden und neu aufkommenden Plattformen oder Technologien wahr oder wie gehst du damit um? / Do you use social media or digital media platforms? How do you perceive or deal with ever-changing, ever-emerging platforms or technology?

Judith Ferstl: Das Thema beschäftigt mich auf jeden Fall. Ich möchte mitbekommen, was sich in diesem Bereich tut, mit einem jüngeren Publikum interagieren und die vielen Möglichkeiten entdecken, die diese Plattformen bieten. Gleichzeitig finde ich den Umgang mit sozialen Medien oft sehr problematisch. Umso wichtiger ist es mir, auch hier meinen eigenen persönlichen Weg zu finden und möglicherweise anderen ein Vorbild sein zu können.

Chanda Rule: I use Instagram to promote my concerts, and sometimes Facebook. But my posts have been waning over the past year. I don’t like the pull of social media, and as I use it less and less, it affects how I promote myself. However, I’m not sure what a good alternative would be at this point. I think it’s important and am still figuring out a good balance. Even though I think it’s toxic, I remember the days when I spent quite a lot of money and time passing out flyers or paying promoters – so I’m grateful there are more options now. 🙂

Nik Hummer: Um digitale Distributionswege kommt man nicht herum. Ich versuche Streaming-Plattformen aktiv und passiv zu vermeiden. Social Media hab ich persönlich nie verwendet. Meine künstlerischen Ideale widersprechen diametral der Idee dieser „Hassmaschinen“.

Hat sich dein kreativer Prozess oder haben sich die Themen deiner Musik mit zunehmendem Alter verändert? / Has your creative process or the themes of your music changed as you’ve grown older?

Chanda Rule: Yes. I am definitely exploring more writing styles and writing more in general, and also exploring more ways that I can use my voice in performance. There has always been a theme of inspiration at the core of my music. But now, I feel the world needs it… more.

Nik Hummer: Ja. Reduktion, Klarheit, Fokus…

Judith Ferstl: Ja! Mein Ansatz ist persönlicher und „griffiger“ geworden. Ich muss nicht mehr alles in das eine Projekt stecken, sondern entdecke immer mehr, wo ich verschiedene Seiten ausleben kann. Ich möchte mich in verschiedenen Bands mit unterschiedlichen Themen beschäftigen und diese vor allem im Kollektiv gemeinsam erarbeiten und weiter erforschen. Ich möchte Rollenbilder aufbrechen, Genre-Grenzen sprengen, Bandstrukturen hinterfragen und Klangfarben sowie Kompositionsstrukturen erforschen.

Findest du, dass dein Alter die Arten von Musik oder von Projekten beeinflusst, zu denen du dich jetzt hingezogen fühlst, im Vergleich zu früher in deiner Karriere? / Do you find that your age influences the types of music or projects you are drawn to now, compared to earlier in your career?

Wolfgang Puschnig: Yes. They get more reflective.

Nik Hummer: Mein Alter hat wesentlich geringeren Einfluss auf meine künstlerischen Inhalte als die ökonomischen und sozialen Umstände, in denen ich mich gerade befinde.

Bild Wolfgang Puschnig
Wolfgang Puschnig (c) Maurer

“I don’t have to take on the ‘whole world’ anymore.” – Wolfgang Puschnig

Hat sich deine Einstellung zu Tourneen und Reisen mit zunehmendem Alter verändert? / Has your approach to or position on touring and traveling changed as you have become older?

Wolfgang Puschnig: Yes. I don’t have to take on the “whole world” anymore.

Judith Ferstl: Ich reise aktuell viel weniger als vor zehn Jahren. Das hat unterschiedliche Gründe. Ich möchte meinen ökologischen Fußabdruck so gering wie möglich halten und nur in Ausnahmefällen fliegen. Außerdem war mein Fernweh in den letzten Jahren weniger ausgeprägt, was wohl auch daran liegt, dass ich wahnsinnig gerne in Wien bin und die Stadt sowie mein Umfeld immer mehr zu schätzen lerne. Es war wichtig, viele Reisen zu unternehmen, und ich bin sehr dankbar dafür.
Aktuell verspüre ich Lust, wieder mehr zu reisen, aber ich möchte nicht für Einzelkonzerte unterwegs sein, was in der Organisation natürlich oft schwer umzusetzen ist. Wäre die Buchungssituation derzeit einfacher, würde ich wohl mehr reisen, denke ich.

Chanda Rule: Yes! I am not as excited about touring and traveling as I was in my younger years. When I started singing I was gone… a lot. 3-month tours, 6-month tours, and travel every month. Now… I’m a soccer mom first, and then a singer 🙂 I also need more recovery time after traveling – which has been a very sad realization.

Nik Hummer: Nein, das ging mir immer auf den Wecker. Ich hasse warten und schlechtes Essen. Hat aber vielleicht auch damit zu tun, dass ich mit 25 schon ein Familienleben hatte. Tourneen sind für mich maximal unangenehm.

Electric Indigo: No, I still love it!

Gibt es als langjährige/r Künstler:in in Bezug auf deine Gesundheit besondere Beeinträchtigungen, Verletzungen oder andere musikspezifische Leiden, die du oder deine Kolleg:innen erlitten haben und die nicht genügend Anerkennung, Unterstützung oder Entschädigung erhalten? / As a long-time performing artist, are there any specific health issues, injuries or other music-specific ailments that you or your peers have endured that don’t get enough recognition, support or compensation?

Electric Indigo: I think a lot of my peers have had problems with substance abuse and could not pursue their careers to their full potential because of it.

Nik Hummer: Ich kenne fast keinen Musiker, der nicht irgendwann mit Tinnitus zu kämpfen hatte. Für den Normalbürger ist das eine einschneidende Sache, für Musiker hingegen eine Tragödie. Und über Schwerhörigkeit wird sowieso nicht gesprochen. Zudem konsumieren sehr viele Musiker überdurchschnittlich viel Alkohol und Drogen, was oft unter den Teppich gekehrt wird.

Chanda Rule: Hmm… I would say hearing loss. This affects SO MANY MUSICIANS. I see more people protecting their ears nowadays, but not enough. Mental health is also something that is super important but is getting more attention. I’d also say financial health. There are so many of us that are struggling financially and living off the joy of performance – or forced to do jobs that sacrifice the soul.

Wolfgang Puschnig: It is everybody’s own responsibility to take care of their health since body + mind are the tools.

Bist du der Meinung, dass es genügend finanzielle Absicherungen, Altersvorsorge und andere Einrichtungen gibt, die vor finanziellen Krisen, finanziellen Engpässen oder Existenzangst, insbesondere im Alter, schützen können? / Do you think there are enough pensions and other services or systems in place to help safeguard against financial difficulties, poverty, and existential concerns, especially as one ages?

Nik Hummer: Das ist alles ein Witz. Alle Studien diesbezüglich sagen seit Jahrzehnten dasselbe, aber es passiert nichts. Die SPÖ schaut dabei genauso schlecht aus wie die ÖVP und die Grünen. Die derzeitige grün-rote Staatssekretärin ist allerdings überraschend progressiv. Trotzdem sind das alles nur Peanuts. Auf die Republik rollt ein Tsunami an Altersarmut zu. Die erste Generation der EPUs geht bald in Pension, und dann wird es für viele lustig.
Künstler:innen (vor allem Freischaffende) haben keine Lobby und werden wohl auch keine bekommen. Die Gesellschaft akzeptiert, nein, fördert sogar, dass unsere Produkte verrammelt und gestohlen werden. Wenn du nicht Buchbinder heißt, bist du nichts wert. Das wirklich Schlimme ist, dass die meisten (vor allem jungen) Musiker:innen das noch unterstützen und sich selbst ins Knie schießen. Es ist alles eigentlich sehr traurig.

Electric Indigo: Precarity becomes more severe with age, for sure. For my kind of “business model”, I need to be able to perform on stage and to travel. Once that’s not possible anymore, I will have hardly any income. I have to trust that I’ll be lucky and maybe get more composing jobs that won’t require full physical agility.

“Vor allem in Bands in denen der Frauenanteil höher war als der der Männer, hatte ich das Gefühl oft als ‘nett’, ‘lieb’ und ‘bemüht’ eingeschätzt zu werden. Ab 30 hat sich das dann denke ich langsam verändert.” – Judith Ferstl

Judith Ferstl Foto Basskammer (credit Simon Raab)
Judith Ferstl (c) Simon Raab

Welchen Rat würdest du jüngeren Musiker:innen geben, um eine nachhaltige und erfüllende Musikkarriere aufzubauen? / What advice would you give to younger musicians about building a sustainable and fulfilling career in music?

Chanda Rule: Gosh…the music industry is changing so fast and so often that I have a hard time answering this. I would say to become a multi-hyphenate, meaning a person that can use their talents in multiple ways. Or at least be open to it. But, although things are changing, the one thing that stays the same is that humans love music; we react to, and are moved by, sound vibration from other human beings. So, there will always be an opportunity to make music. I think that’s an important thing to remember, because it keeps the mind open to the possibility that opportunities are out there – which is important for all artistic careers.

Wolfgang Puschnig: Take responsibility for your talent. Try to reach an honest self-evaluation, not only based on external praise. You can’t always be great!

Judith Ferstl: Ich wünsche allen jüngeren Musiker:innen, dass sie ihren eigenen persönlichen Weg finden, der ganz anders sein kann als der vieler anderer Menschen um sie herum. Mein Rat ist, sich vor allem mit spannenden und mitfühlenden Menschen zu umgeben, mit denen man gerne arbeitet und bei denen man nach einem Projekt mit mehr Energie herausgeht, sich gegenseitig inspiriert und immer weiter trägt.

Nik Hummer: Musikerwitze sind Tatsachenberichte.

Hast du Vorbilder in der Branche, die die Herausforderungen des Älterwerdens erfolgreich gemeistert haben? Was kann man deiner Meinung nach von ihnen lernen? / Do you have any role models in the industry who have successfully navigated the challenges of aging? What do you think can be learned from them?

Electric Indigo: I think the biggest challenge is to stay innovative, sharp and interesting regarding your artistic output. One widely known artist/musician I can think of is, for example, Laurie Anderson, another one is Morton Subotnick, or, maybe less known, DJ Minx who is rightfully having a peak of her carrier right now.

Nik Hummer: In meiner Sparte nicht. Ich hatte jedoch das Glück, eine sehr schöne Freundschaft mit einem mittlerweile verstorbenen Bildhauer zu erleben. Er empfand Dankbarkeit dafür, dass er diesen Beruf so lange ausüben konnte, trotz der prekären Umstände. Ich habe gelernt, dass Altern für die eigene Kunst etwas Großartiges sein kann. Es fallen einfach viele Ablenkungen weg – Eitelkeit zum Beispiel.

Chanda Rule: Shirley Horn always made an impression on me as an artist who was on her grind her entire life but became more known in her later years. I also love how Joni Mitchell has navigated the music scene and how she and her voice have changed with age. They both show me that the creative aging process can be a beautiful thing.

Glaubst du, dass die Musikbranche ihre Unterstützung für Künstler:innen aller Altersgruppen verbessern muss? Welche Veränderungen erhoffst du dir für die Zukunft in der Musikbranche in Bezug auf die Integration von Menschen jeden Alters? / Do you believe the industry needs improvement in its support for artists of all ages? What changes do you hope to see in the music industry in the future regarding age inclusivity?

Wolfgang Puschnig: As long as you can generate money for the ” industry” age does not come in the picture. It has always been like that and most probably will not change.

Nik Hummer: „Branche“ ist ein Begriff aus der Wirtschaft. Im derzeitigen Wirtschaftssystem, welches auch die Musik in Geiselhaft hält, gibt es sowas wie „Unterstützung“ nicht. Da existiert augenblicklich nur „ausnützen“ und „verwerten“.  Dieses System ist nicht reformierbar.

Sonst noch etwas? / Anything else?

Nik Hummer: Social media is killing art!


Featured Artists

Chanda Rule ist Sängerin, Komponistin, Autorin, Podcast- Host und Gesangsprofessorin.

Nik Hummer ist Elektronik-Musiker, Producer und Innenarchitekt. Sein Studio heißt minusgroundzero. Er ist 51 Jahre alt.

Electric Indigo ist DJ, Komponistin, Musikerin und Gründerin von female:pressure.

Wolfgang Puschnig ist ein österreichischer Jazzmusiker (Altsaxophon, Flöten, Bassklarinette, Komposition) und Professor.

Judith Ferstl ist eine österreichische Jazzmusikerin Kontrabassistin und Komponistin.

up next: Teil 2…

Im nächsten „30 over 30“-Artikel werden Im nächsten „30 over 30“-Artikel werden Violetta Parisini, Franz Hautzinger, Golnar Shahyar, Daniel Riegler und Bernhard Hammer interviewt.

Hinweis: Die hier vorgestellten Künstler:innen haben nicht gemeinsam an dem Interview teilgenommen. Die Redaktion hat die einzelnen Antworten zu einem gemeinsamen Artikel zusammengefasst.

Alle „30 über 30“-Artikel findet man hier.

Arianna Alfreds