20 Jahre Internationale Haydntage im Schloss Esterházy

Bei den Haydntagen Eisenstadt stand am Montag mit einem Konzert unter dem Motto “Haydn & Die Oper” ein Höhepunkt des diesjährigen Festivals am Programm, das bereits am 6.April – auch mit der Verleihung des Fair Music Awards 2008 im Rahmen des Festivals (siehe mica-Bericht in den Musiknachrichten vom 4.9. unter “Preise”) begonnen hatte. Die Dirigentin Michi Gaigg leitete ihr L’Orfeo Barockorchester, eines der mittlerweile führenden Ensembles der historischen Aufführungspraxis, dafür immer mehr auch von internationalen Erfolgen gekrönt.

Interpretiert wurden die beiden auch von der Auswahl her besonders bemerkenswerten Haydn-Symphonien Nr.81 und 91, die durch deren Kühnheit, Originalität und Witz zu den vielleicht allerbesten Haydns gehören. Besonders die zweitere der beiden genannten, 1790 entstanden und vom Meister damals gleich zweimal an verschiedene Auftraggeber verkauft, nimmt es mühelos etwa mit der bekannteren “Oxforder Symphonie” (Nr.92) auf. Und wie herrlich mittlerweile das von Gaigg 1996 gegründete junge Orchester – übrigens mehrheitlich aus Frauen besetzt – spielen kann! Mit welcher Ausdruckskraft, Klangdifferenzierung es Haydns oft überraschende, zuweilen sogar im strengen doppelten Kontrapunkt notierten, aber widersprüchlichen Einfälle und seinen rein im Musikalischen wurzelnden unschlagbaren Humor und Witz zu formulieren imstande war, verdient wirklich Höchstnoten.

 

Diese Musik transportiert ungemeine Empfindungen, nur, der Komponist sagt es nicht, man hört sie nur. Er komponiert die Musik und diese ist durchlässig für alles, fast alles. Man lacht natürlich selten, wenn eine tragische Stelle (etwa gegen des Endes Andante-Satzes) da ist, die Situation wird unglaublich dramatisch, aber gleich, fast gleichzeitig, macht seine Musik sich darüber auch wieder lustig. Das macht die Faszination Haydns aus, und die muss man einmal herausbringen. Allein wie die (vier) ersten Geigen in der sonoren tiefen und in hohen Lagen verschieden klingen können, wie wendig und präzise sie sind, wie wunderbar die Streicher mit den vorzüglichen Bläsersolistinnen balanciert sind, ist große Klasse.

 

Gemeinsam mit der spanischen Sopranistin Nuria Rial kamen als weiteres Highlight auch Arien zur Aufführung, die Haydn seiner Geliebten Luigia Potzelli, sie war Mezzosopranistin und die Frau eines Violinisten, beide von 1779-1790 bei Fürst Esterházy am Hof angestellt, als Opern-Einlagearien in von ihm selbst dort aufgeführten anderen italienischen Opern auf den Leib schrieb. Rial holte sich damit auch den großen Applaus des Publikums, gelöst und pfiffig besonders die nochmalige Arienzugabe ganz zum Schluss dieses Konzertes.

 

Ausblick: Haydnjahr 2009 in Eisenstadt

 

Bei den Haydntagen 2008, die vergangenen Donnerstag von dem guten Hausgeist in Eisenstadt, verkörpert seit vielen Jahren durch Adam Fischer und die von ihm als Chef geleitete Österreichisch-Ungarische Haydn Philharmonie, mit Haydns Hebräer-Oratorium “Il ritorno di Tobia” eröffnet wurden, geht es diese Woche noch weiter mit “Galakonzerten” dieses Ensembles u. a. mit der “Militär-” und der “Paukenschlagsymphonie” (9.&10.9) und den schon traditionellen Abschlusskonzerten dieses “Hausorchesters” am Sonntag. Auch das RSO Wien kommt noch (12.9), und gespannt darf man auch auf den Arienabend am Samstag mit Patricia Petibon sein, im dem diese 5 “English Canzonettas” Haydns mit viel “French Touch” (u. a. Reynaldo Hahn, Manuel Rosenthal, Poulenc und Satie) verknüpfen will.

 

Geballtes Zentrum der internationalen Haydnpflege soll Eisenstadt aber 2009 werden. Dr. Walter Reicher (vorbildlicher Intendant der Festspiele von Beginn an) ist auch zum künstlerischen Leiter des Haydn-Jahres 2009 (200. Todestag Haydns) im Burgenland bestellt. Er nutzte die einmalige Chance, das ganze Jahr hinweg ein durchdachtes und breitgefächertes Haydn- Programm aller musikalischen Gattungen mit besten internationalen und heimischen Kräften zu erarbeiten und anzubieten. Es beginnt am 31. März mit einem Eröffnungskonzert des Concentus Musicus Wien unter Harnoncourt, zieht sich durch den April und Mai (Sakralmusik Haydns und ein kammermusikalisches TRIOthlon) sowie Gedenk-Festkonzerte Ende Mai.

 

Ab Mitte Juni den ganzen Sommer hindurch wieder Konzerttermine mit teils namhaften Ensembles und Interpreten. Den Abschluss aber bilden die eigentlichen “Haydn-Tage” 2009, die von 9. bis 27.9., also ausgedehnt auf den gesamten September, täglich Konzerte bieten. So nebenbei: Selbstverständlich sollen von Mai bis Oktober alle 107 Symphonien live im Haydnsaal aufgeführt werden – von den besten Ensembles und Dirigenten der Welt, “die auch tatsächlich etwas zu Haydn zu sagen haben” (O-Ton Reicher im Vorwort der Broschüre zu den Programmen).

 

Broschüre und Bestellkarte für 2009 sind zu erhalten über das Büro der Haydn-Festspiele
Schloss Esterházy, 7000 Eisenstadt, auch telefonisch: 02682 61866 oder per Mail: office@haydnfestival.at

 

Heinz Rögl

 

Fotos: Michi Gaigg, Joseph Haydn, Intendant Walter Reicher © Haydnfestspiele