12. Komponistenforum Mittersill: einklang_review in Wien

Im Keller des Wiener Deewan (Wien 9, Liechtensteinstrasse 10) gibt es am Montag, 12. November einen von den Festival-Organisatoren Wolfgang Seierl und Hannes Raffaseder mit KünstlerInnen des 12. KOFOMI bestrittenen Abend mit Musik, Fotos, Videos und pakistanischem Essen. Traditionellerweise wird der Rückblick auch mit einen Ausblick auf die Ausgabe 2008 verbunden sein.

Das Programm ab 21 Uhr umfasst Live-Remixes (Florian Gruber) und den während des letzten Festivals im Kuhstall des Schachernhofs gedrehten Film Hofmusik Teil 17 von Walt Michelson und Burkhard Friedrich sowie weitere Musikbeiträge, Fotos und Videos vom KOFOMI#12.

Der Abschlussbericht des 12. KOFOMI:

Am Samstag, 15. September 2007 ging in Mittersill das 12. KomponistInnenforum Mittersill mit dem Schlusskonzert im Mittersiller Musikum äußerst erfolgreich zu Ende. Das erste Dutzend ist voll, das Organisationsteam des Kofomi blickt auf eine von Spannung und einzigartiger Atmosphäre getragene Zeit zurück.

Am Freitag, 14. September ab 13,30 Uhr startete das Symposium Pole am Schachernhof in Mittersill mit dem Beitrag von Elisabeth Schimana. Sie sprach über zwei Bereiche, die über Schnittstellen verbunden sind und immer komplexere Strukturen von Interaktivität zeitigen: über den Lebensraum bzw. Denkraum und den virtuellen digitalen Raum. Anhand von Beispielen aus ihrer künstlerischen Arbeit unterschied sie in der Arbeit mit Computern zwischen generierten, gesampelten und archivierten Daten. Der Komponist Miha Ciglar stellte in seiner aktuellen Arbeit “3rd Pole” solche Schnittstellen vor und zur Diskussion. Der 3. Pol in seiner Arbeit, in der neben Ton und Bild auch Tanz eine Rolle spielt, ist die Steuerung von Bewegungsabläufen über Schmerzempfindungen, die den TänzerInnen über unter Spannung stehende Kabelenden körperlich übermittelt werden. Der Kameramann und Regisseur Helmut Voitl sprach schließlich vom Verhältnis von Bild und Sound sowie über seine Experimente und Erfahrungen mit Schnittrhythmen als visuell-musikalische Parameter.

 

 

Am Freitagabend um 19.30 Uhr stand die Nacht der experimentellen Musik im Saal des Musikum Mittersill unter dem Motto Programmlos/Blind Date. Im ersten Teil spielten Elisabeth Flunger (Perkussion) und Maja Osojnik (Stimme, Bassblockflöte, Elektronik) ein Improvisationsset,- im zweiten Teil luden sie zu blind dates, d. h. zu durch Los entschiedene Improvisationsszenen mit Gästen im Saal. Hubert Ho, Eva Reiter, Manuel de Roo Hannes Schweiger und Walt Michelson gesellten sich in Duo-, Trio- und voller Besetzung zu den beiden Künstlerinnen.

Am Samstag, 15. September fand der 2. Teil des Symposiums ab 14.00 Uhr am Schachernhof statt. Ines Gebetsroither beschäftigte sich in ihrem Vortrag mit dem Spielraum zwischen den Polen (Pop-)Musik und bildende Kunst. Seit den 1960er Jahren gibt es zum Teil enge Verbindungen zwischen bildenden KünstlerInnen und Pop/Rockmusik, viele KünstlerInnen waren oder sind beispielsweise Mitglieder in Bands. Seit einiger Zeit ist nun in der bildenden Kunst ein Trend zum Übernehmen von Formen und Emblemen aus der Popmusik zu beobachten, oft in Verbindung mit der Integration von Sound – etwa bei Künstlern wie Saadane Afif (F), Cory Arcangel (USA) oder Banks Violette (USA). Im Gespräch mit Wolfgang Laubichler, Geschäftsführer und Manager des OENM, ging es um die unterschiedlichen Positionierungen des OENM in seiner mehr als 30-jährigen Geschichte im Vergleich mit Strukturen im Popbereich und aktuellen Entwicklungen im Bereich der aktuellen Musikszene. Die kurzfristige Absage der Teilnahme von Peter Waterhouse reduzierte den letzten Programmpunkt des Symposiums auf eine Lesung des Kapitels Polarisierung aus dessen Roman (Krieg und Welt). Die Schlussrunde nahm sowohl auf die Botschaft, die dieser Text vermittelt, Bezug, als auch auf die grundsätzliche Problematik von Schnittstellen zwischen Polen, die als solche subjektive Zugänge zur Welt darstellen, andererseits aber auch das Erkennen größerer Zusammenhänge und objektiver Zusammenschau erfordern.

 

 

Von 10.00 Uhr bis 18.00 Uhr war am Samstag die Klanginstallation WebernUhrWerk von Karlheinz Essl am Marktplatz von Mittersill zu hören, eine Arbeit, die 2005 anlässlich des 60. Todestages von Anton Webern für Mittersill entstanden ist und nun alljährlich am Todestag Weberns in Mittersill realisiert wird.

Am Abend um 19.30 Uhr wurden im Schlusskonzert im Musikum Mittersill die Ergebnisse des 12. Kofomi präsentiert. Die Mitglieder des OENM und die TeilnehmerInnen am 12. Kofomi präsentierten ein Programm, das das Forumsthema Pole in beeindruckender, mehrdimensionaler Weise abbildete. Die SolistInnen des OENM Irmgard Messin, Fritz Kronthaler, Arabella Hirner, Manuel de Roo, und Peter Sigl und die KomponistInnen Eva Reiter, Irena Popovic, Judith Unterpertinger, Gerd Kühr, Hubert Ho und Friedrich Burkhard, die zum Teil auch aktiv mitwirkten, haben die 10 Tage des Zusammenseins in Mittersill in unglaublicher Produktivität und Disziplin genutzt. Unter den acht Uraufführungen war auch ein Film (Walt Michelson/Friedrich Burkhard) und eine kleine littele Opera  (Irena Popovic). Vor dem Konzert hatte man schließlich auch noch die Möglichkeit, mit Fernglas die zur Arbeit Judith Unterpertingers gehörenden und auf der gegenüberliegenden Straßenseite angebrachten Fotos (Thirsty Camel) zu sehen. Das Mittersiller Musikum bis auf den letzten Platz besetzt habende Publikum war begeistert und berührt (Text: KOFOMI)

Fotos KOFOMI-Impressionen © Kurt Hoerbst

 

 

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