100 Prozent: Sara Zlanabitnig

Mit dieser Serie bündelt mica – music austria die Erfahrungen und Sichtweisen von Frauen im Musikbusiness. Warum „100 Prozent“? Weil Gleichstellung zu 100 Prozent anstrebenswert ist… und es immer noch viel zu tun gibt. In diesem Interview spricht die Flötistin und Mitbegründerin des Vereins Fraufeld Sara Zlanabitnig über ihre Erfahrungen im Musikbusiness. Seit Jänner 2022 ist Sara Zlanabitnig im Leitungsteam des echoraum .

Welche Personen/Institutionen/Förderprogramme haben dir auf deinem Weg im Musikbusiness weitergeholfen?

Sara Zlanabitnig: In erster Linie Kolleg:innen und Freund:innen, die sich im selben Feld bewegt haben. Zu nennen sind außerdem das Startstipendium des BMKÖS und Werner Korn (echoraum).

Wie und wodurch hast du Erfahrung im Musikbusiness gesammelt? Was waren die größten Hürden und wie konntest du sie überwinden?

Sara Zlanabitnig: Learning by Doing – durch Konzerte spielen. Hinzu kommen einschlägige Sommerkurse wie das Jazzseminar Schönbach und die Intertonale in Scheibbs. Eine Hürde war sicher die Technik, aber auch hier war die Devise, durch Learning by Doing dazuzulernen. Das Selbstvertrauen, auf diversen Bühnen zu stehen, war auch immer wieder neu zu gewinnen.

In welcher Form wurdest auf deinem Karriereweg unterstützt? Wo hättest du dir (mehr) Unterstützung gewünscht?

Sara Zlanabitnig: Durch Menschen und deren Feedback zu meiner Musik und zu meiner Arbeit. Mehr Unterstützung hätte ich mir in einem jungen Alter gewünscht, zwischen 12 und 25 Jahren, in dem ich sehr an freieren Musikformen interessiert war, für mich als Flötistin aber abseits der Klassik keine wirklich gewinnbringenden Angebote fand. Das Pink Noise Girls Rock Camp wäre beispielsweise für mich genau richtig gewesen!

Hattest du selbst passende Role-Models in deinem Umfeld, an denen du dich orientieren konntest?

Sara Zlanabitnig: Nicht wirklich. Vielleicht im Jugendzentrum, aber das waren ausschließlich musizierende Männer. Was die Flöte abseits der Klassik anbelangt sowieso nicht.

Welche Role-Models gibt es in Hinblick auf Frauen im Musikbusiness aktuell?

Sara Zlanabitnig: Ich denke, sie nehmen zu, aber es sind – zumindest in manchen Bereichen – noch immer drastisch zu wenige. Diese Bereiche sind u. a. Jazz, Elektronik, Tontechnik, Komposition, Dirigieren. Ein lächerlicher Bruchteil der Dozierenden an den Universitäten in diesen Feldern ist weiblich! Fragen, die sich in dem Zusammenhang auch stellen: Wo bleiben die Festival-Intendantinnen? Wie viele Veranstaltungsorte gibt es, die von Frauen geleitet werden? Ganz zu schweigen vom Prozentsatz der Frauen in der Ton- und Veranstaltungstechnik …

„Ich will ermutigen, ermöglichen, bekräftigen.“

Was kannst du selbst weitergeben?

Sara Zlanabitnig: Ich kann in meiner Rolle als Veranstalterin ein Augenmerk auf ausgeglichene Genderverteilung legen. Ich will ermutigen, ermöglichen, bekräftigen.

Welche Rolle spielt das Alter für dich?

Sara Zlanabitnig: Das Alter sollte weniger Rolle im Musiksektor spielen als es das gemeinhin tut! Insofern spielt es eine Rolle, als dass ich als Musikerin für mich mit dem Alter gelassener werde.

Was würdest du dir für eine diversere Musikszene wünschen?

Sara Zlanabitnig: Ich würde mir wünschen, dass es keine Veranstaltungs- oder Festivalprogramme mehr gäbe,
in denen man Frauen suchen und zählen muss – nur um verblüfft festzustellen, dass sie unter 20% ausmachen.

Welche Fragen wurden dir häufig gestellt, die einem Mann niemals gestellt werden würden?

Sara Zlanabitnig: Puh, die habe ich scheinbar alle verdrängt! : )

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