Mit dieser Serie bündelt mica – music austria die Erfahrungen und Sichtweisen von Frauen im Musikbusiness. Warum „100 Prozent“? Weil Gleichstellung zu 100 Prozent anstrebenswert ist… und es immer noch viel zu tun gibt. In diesem Interview spricht die Wiener Pianistin, Sängerin und Veranstalterin SARA FILIPOVA über ihre Erfahrungen im Musikbusiness.
Welche Personen/Institutionen/Förderprogramme haben dir auf deinem Weg im Musikbusiness weitergeholfen?
Sara Filipova: Viel Unterstützung habe ich aus meinem unmittelbaren Umfeld erfahren, von Freund:innen, Kolleg:innen, Veranstalter:innen, und Lehrer:innen. Im allgemeinen Personen, die mich gebucht, weiterempfohlen, an mich geglaubt oder mir in allen möglichen Bereichen helfend zur Seite gestanden sind und ihr Wissen und ihre Erfahrungen mit mir geteilt haben und Menschen, mit denen ich mich über die Hürden und das Business austauschen konnte. Alle zu nennen, würde lange dauern, aber Ö1 möchte ich an dieser Stelle unbedingt erwähnen, denn dieser Sender hat meine Musik immer wieder in die Öffentlichkeit getragen und die für mich und die Szene, abseits des Mainstreams, so wichtigen Sendungen, sind immer wieder in Gefahr gekürzt oder gestrichen zu werden. Auch mica – music austria hat mich bei einigen kniffligen Sachverhalten gut beraten.
„Um mir auch im Businessbereich etwas besser zu helfen zu wissen, habe ich einen Musikmanagementlehrgang und einige Workshops besucht.“
Wie und wodurch hast du Erfahrung im Musikbusiness gesammelt? Was waren die größten Hürden und wie konntest du sie überwinden?
Sara Filipova: Als ich nach Wien gezogen bin, um Gesang zu studieren, habe ich anfänglich versucht, so viel Erfahrung in allen möglichen Bands, Genres und Bereichen zu sammeln, wie nur irgendwie möglich. Mit der Zeit habe ich bemerkt, dass nicht alle Türen, die sich öffnen, zwingend meine Türen sind, und nicht alle vermeintlichen Expert:innen, zwingend Expert:innen für mich sind. Die Lernkurve war groß, auch in Hinblick auf die Dinge, die ich nicht will. Auch musste ich erst einige Seiten und Tücken vom Musikbusiness kennenlernen, bevor ich den Fokus ganz auf meine Musik legen konnte. Um mir da auch im Businessbereich etwas besser zu helfen zu wissen, habe ich einen Musikmanagementlehrgang und einige Workshops besucht.
Eine der größten Herausforderungen für mich war und ist, neben all den Dingen, die mir durch den Kopf schwirren und in sich schon Hürden bergen können – wie Finanzen, Meinungen, Booking, Vermarktung, und co – nicht aus den Augen zu verlieren, wieso ich in erster Linie Musik mache und was mich dazu bewegt hat, diesen Weg einzuschlagen.
Hattest du selbst passende Role-Models in deinem Umfeld, an denen du dich orientieren konntest?
Sara Filipova: Ich hatte und habe ich immer wieder Role-Models in meinem Umfeld, die sind aber nicht nur auf den Musikbereich beschränkt. Im Allgemeinen sind das Menschen, die ihrem Weg gefolgt sind und sich nicht haben abbringen lassen, auch wenn es für deren Umfeld nicht der konventionellste Weg war, Menschen, die andere bei Ihren Vorhaben unterstützen und Menschen, die andere Perspektiven aufzeigen.
Welche Role-Models gibt es in Hinblick auf Frauen im Musikbusiness aktuell?
Sara Filipova: Für mich gibt es da so einige und ich habe das Gefühl, dass auch immer mehr Frauen aus dem Musikbusiness öffentlich sichtbarer werden. Die Frage fällt mir an sich recht schwer zu beantworten, da Vorbilder so unterschiedlich sein können und so stark mit den individuellen Zielen zusammenhängen.
„Der Austausch mit Kolleg:Innen und Menschen, die in manchen Bereichen schon mehr Erfahrung als ich gesammelt haben, hat mir persönlich viel geholfen.“
Was kannst du selbst weitergeben?
Sara Filipova: Das ist tatsächlich eine Frage, die ich mir in der ein oder anderen Form immer wieder stelle. Ich hoffe, dass schon die Entscheidung, Musik zu machen, und damit sichtbar zu sein, inspiriert, so wie auch ich von anderen Musiker:Innen inspiriert wurde, diesen Weg zu wählen. Der Austausch mit Kolleg:Innen und Menschen, die in manchen Bereichen schon mehr Erfahrung als ich gesammelt haben, hat mir persönlich viel geholfen, das möchte ich auch anderen von meiner Seite nicht vorenthalten. Die Veranstaltungsreihe 0816 Acoustic, die ich in Zusammenarbeit mit dem Loop Wien ins Leben gerufen habe, ist auch ein Versuch meinerseits, die diverse Szene, die wir in Österreich haben, sichtbarer zu machen und einen Ort zu schaffen, wo man sich austauschen kann.
„Als ich jünger war, hatte ich immer etwas Bammel vor der 30er-Schwelle.“
Welche Rolle spielt das Alter für dich?
Sara Filipova: Als ich jünger war, hatte ich immer etwas Bammel vor der 30er-Schwelle. Die gängige Mär war, dass man es bis dahin geschafft haben musste, vor allem als Frau, sonst sei es zu spät und man hat keine Chance mehr. Die Bereiche, wo das Alter derzeit tatsächlich eine größere Rolle spielt, sind bei Förderprogrammen, Stipendien, Studienplätzen, etc., bei vielen gibt es eine Altersgrenze. Wenn man diese überschritten hat, dann hat man keine Möglichkeit, die Programme, die finanziellen Hilfen oder Plätze in Anspruch zu nehmen.
Was würdest du dir für eine diversere Musikszene wünschen?
Sara Filipova: Ich würde mir wünschen, dass auf längere Sicht, die mediale Landschaft, so wie die Programmhefte, die Charts und die Line-Ups immer diverser werden, die Schubladen aufgebrochen werden und das nicht nur zum Frauentag oder zu Thementagen.
Welche Fragen wurden dir häufig gestellt, die einem Mann niemals gestellt werden würden?
Sara Filipova: In Interviews hatte ich bis jetzt Glück mit den Fragen. Ich bekam nur äußerst selten Fragen gestellt, die einem Mann niemals gestellt werden würden.
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