100 Prozent – Behind the Scenes: Bettina Büttner-Krammer

Mit dieser Serie bündelt mica – music austria die Erfahrungen und Sichtweisen von Frauen im Musikbusiness. 2025 blicken wir Behind the Scenes und widmen uns den Personen, die hinter den Musiker:innen stehen. Ungeachtet vorhandener Kategorien, Quoten oder Zuordnungen braucht es uns alle um zu 100% für Feminismus einzutreten.

Welche Art von Unterstützung haben Sie im Lauf Ihrer Karriere erhalten? Wo hätten Sie sich (mehr) Unterstützung gewünscht?

Bettina Büttner-Krammer:Ich habe im Bereich der Musikvermittlung meistens in Institutionen, manchmal auch selbstständig gearbeitet. Es waren immer wieder einzelne Personen – vor allem ehemalige Arbeits-Kolleginnen – die mich dann weiterempfohlen und mir somit neue berufliche Möglichkeiten eröffnet haben.

Wie und wo haben Sie Erfahrungen in der Musikbranche gesammelt?

Bettina Büttner-Krammer:Am Beginne bzw. nach dem Studium habe ich mit Freund:innen und Studienkollegen:innen vieles im „Kleinen“ selbst auf die Beine gestellt, Vereine gegründet, einen kleinen Musikverlag gegründet, bei vielen unterschiedlichen Projekten gearbeitet etc. Später habe ich dann auch große Institutionen kennengelernt, wie das Tonkünstler-Orchester, Mozarteum Orchester, Wiener Symphoniker u.a. In Anfangsjahren gab es – im Gegensatz zu heute – noch keine Ausbildung bzw. gar Studien im Bereich Musikvermittlung, so musste ich mir das meiste durchs Selbertun beibringen…

„Am Beginn meiner Karriere kannte ich genau eine Frau, die schon vor mir in Österreich aktive und erfolgreiche Musikvermittlerin war.“

Was waren Ihre größten Herausforderungen, und wie haben Sie sie gemeistert?

Bettina Büttner-Krammer:Die größte Herausforderung war immer, die Vorgesetzten und die Kolleg:innen zu überzeugen, dass der Bereich der Musikvermittlung nicht nur als nettes, zusätzliches, kleines Nebenprodukt gesehen wird, sondern als essentieller Bereich innerhalb von Kulturinstitutionen bzw. der Klassikbranche an sich, um diese auch weiter zu entwickeln. Gerade in Institutionen muss man/frau hier oft sehr kämpfen, um in wichtigen Entscheidungen mit einbezogen zu werden. Im Grunde konnte ich diese Herausforderung nur durch extreme Beharrlichkeit und Durchhaltevermögen meistern, und durch gute Arbeit, die dann wiederum bewies, wie wichtig das alles ist. Geholfen hat aber sicher auch eine permanente Vernetzung mit anderen Musikvermittler:innen, und somit gegenseitige Unterstützung.

Hatten Sie in Ihrer Umgebung Role Models, an denen Sie sich orientieren konnten? Welche Vorbilder haben Frauen in der Musikbranche derzeit?

Bettina Büttner-Krammer:Am Beginn meiner Karriere kannte ich genau eine Frau, die schon vor mir in Österreich aktive und erfolgreiche Musikvermittlerin war: Hanne Muthspiel-Payer, Damals war der Bereich ja überhaupt noch sehr neu. Sehr wichtig war Constanze Wimmer, die den Bereich der Musikvermittlung in Österreich überhaupt so richtig ins Rollen gebracht hat. Die Musikvermittlungs-Branche ist heute aber sehr vielfältig und in erster Linie weiblich, männliche Musikvermittler sind immer noch eher die Ausnahme.Somit gibt es mittlerweile sehr viele tolle Frauen in dem Bereich, an denen man/frau sich orientieren kann.

… ich finde es extrem wichtig, dass sich Frauen auch vermehrt im Bereich von (ehrenamtlichen) Tätigkeiten wie Vorstandsarbeit oder Betriebsratstätigkeiten etc. engagieren“

Wie können sich Frauen (FLINTA*s) gegenseitig unterstützen und Solidarität in ihrem beruflichen Umfeld fördern? Was können Sie an die nächste Generation weitergeben?

Bettina Büttner-Krammer:Ganz wichtig ist eine gute Vernetzung – so haben mir, und ich denke, auch meinen Kolleginnen, die diversen Musikvermittlungs-Netzwerke sehr geholfen, auch in schwierigen Zeiten Unterstützung und Rat zu erhalten. Ich möchte hier AMÖB, Plattform Musikvermittlung, Netzwerk Junge Ohren und seit Neuestem die IG Musikvermittlung Österreich erwähnen. Im Bereich der Musikvermittlung ist es außerdem üblich, sehr wenig in Konkurrenz-Kategorien zu denken, sondern sich als gemeinsames, wichtiges Ganzes zu sehen, wo sich alle gegenseitig unterstützen. Weiters finde ich es extrem wichtig, dass sich Frauen auch vermehrt im Bereich von (ehrenamtlichen) Tätigkeiten wie Vorstandsarbeit oder Betriebsratstätigkeiten etc. engagieren und diese Felder nicht den Männern überlassen und somit mehr Einfluss gewinnen. Ich bin seit einem Jahr Betriebsrätin, und im Rahmen dieser Tätigkeit kann ich nun tatsächlich gerade auch für weibliche Mitarbeiterinnen mehr bewirken, zum Beispiel im Hinblick auf gerechte Bezahlung.

Welche Fragen werden Ihnen gestellt, die ein Mann nie gefragt werden würde?

Bettina Büttner-Krammer:„… und wie können Sie Arbeit und Familie vereinbaren?“
oder: „ist das nicht schwer, wegen der vielen Arbeit so wenig für die Kinder da sein zu können?“

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Bettina Büttner-Krammer ist Musikvermittlerin seit dem Jahr 2000 und hat derzeit die Leitung der Musikvermittlung bei den Wiener Symphonikern inne. Zudem ist sie im Betriebsrat der Wiener Symphoniker.

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