100 Prozent: Anna Buchegger

Mit dieser Serie bündelt mica – music austria die Erfahrungen und Sichtweisen von Frauen im Musikbusiness. Warum „100 Prozent“? Weil Gleichstellung zu 100 Prozent anstrebenswert ist… und es immer noch viel zu tun gibt. In diesem Interview spricht die Salzburger Sängerin und einstige Gewinnerin der ORF-Castingshow Starmania Anna Buchegger über ihren Werdegang, die Unterstützung, die sie auf ihrem Karriereweg erfahren hat, und ihre Erlebnisse.

Welche Personen/Institutionen/Förderprogramme haben dir auf deinem Weg im Musikbusiness weitergeholfen?

Anna Buchegger: Ich hab seit September die Förderung für meine Debüt-CD beim Musikfonds im Hosentascherl. Dabei wurde und werde ich ganz wesentlich von David Buder (Matches Music) unterstützt. Ich habe das Gefühl, dass es auch eine sehr ehrliche Zusammenarbeit ohne großer Selbstbereicherung ist und dafür bin ich sehr dankbar.

„… ich habe mich von all den schlechten Reden zu sehr einnehmen lassen und vergessen, dass das Musikbusiness auch echt Spaß machen kann.“

Wie und wodurch hast du Erfahrung im Musikbusiness gesammelt? Was waren die größten Hürden und wie konntest du sie überwinden?

Anna Buchegger: Die intensivste Erfahrung im Musikbusiness, genauer im Entertainmentbusiness, war wohl oder übel meine Teilnahme an der Castingshow Starmania21. Eine große Hürde zu der Zeit war, denke ich, meine Sturheit. Ich glaube, sie hat mich vor vielem bewahrt. Aber ich habe auch das Gefühl, dass sie mich abgehalten hat, die Zeit zu genießen. Man hört so viel Schlechtes über das Musikbusiness und ich habe mich von all den schlechten Reden zu sehr einnehmen lassen und vergessen, dass das Musikbusiness auch echt Spaß machen kann. Nichtdestotrotz, bin ich nach meiner Erfahrung natürlich bei vielen stigmatisiert. Wie und ob ich die Hürde bewältigen muss, werde ich noch herausfinden.

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In welcher Form wurdest du auf deinem Karriereweg unterstützt? Wo hättest du dir (mehr) Unterstützung gewünscht?

Anna Buchegger: Überraschung! Ich hätte mir mehr Unterstützung vom öffentlich-rechtlichen Fernsehen gewunschen. Ja, ich weiß, viele werden sich jetzt denken: „Das hätt’ ich ihr gleich sagen können”, aber ich hätte mir das auch irgendwie für den ORF gewunschen. Sie könnten aus ihren Shows mehr machen und mehr profitieren. Niemand erreicht so viele Menschen in Österreich, wie der ORF. Dass der ORF in Österreich noch so einen Stellenwert hat, ist ein Privileg. Keine Ahnung, ob sich der Sender dessen nicht bewusst ist, oder ob es ihm einfach wurscht ist.

Trotzdem war die Show auch eine große Unterstützung für mich. Ich bin vielleicht schnell wieder vergessen worden und die Konsument:innen einer solchen Show verfolgen ja nach Ende nicht eigenständig die teilnehmenden Künstler:iinnen weiter. Aber ich habe viel für mich gelernt. Auch was ich will und vielleicht noch mehr, was ich nicht will. 

Hattest du selbst passende Role-Models in deinem Umfeld, an denen du dich orientieren konntest? Welche Role-Models gibt es in Hinblick auf Frauen im Musikbusiness aktuell? Was kannst du selbst weitergeben?

Anna Buchegger: Meine Mama und meine Schwester waren, auf die Persönlichkeit bezogen, immer Vorbilder für mich. Wie sie sprechen, sich anziehen, reagieren, Witze machen und reflektieren, habe ich immer bewundert.

In meinem Umfeld gibt es immer wieder weibliche Role-Models. Meine Freundinnen sind auch Vorbilder für mich. Wenn Personen einem so nahe stehen, merkt man viel mehr welche Eigenschaften man selbst nicht hat und gerne hätte.

Eine Wonder-Woman aus meinem Umfeld ist für mich auch Christina Kerschner aka Nnoa. Ich hab es ihr nie gesagt, aber ich verstehe einfach nicht, wie eine einzige Person so viele tolle Sachen gleichzeitig und mit so einer Selbstverständlichkeit und Gewissenhaftigkeit schafft.

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„Mir ist das Alter egal, problematisch finde ich, wenn man jungen Menschen veraltete Ansichten aufzwingen möchte und davon ausgeht, dass nur diese die wahren und richtigen sind.“

Welche Rolle spielt das Alter für dich?

Anna Buchegger: Ich kann das Alter von Personen ganz schwer einschätzen und, wenn es mir gesagt wird, vergesse ich es schneller als den Namen wieder. Mir ist das Alter egal, problematisch finde ich, wenn man jungen Menschen veraltete Ansichten aufzwingen möchte und davon ausgeht, dass nur diese die wahren und richtigen sind.

Was würdest du dir für eine diversere Musikszene wünschen?

Anna Buchegger: Darüber muss ich nochmal schlafen.

Welche Fragen wurden dir häufig gestellt, die einem Mann niemals gestellt werden würden?

Anna Buchegger: Keine Frage, aber mir fällt da spontan ein anderes Erlebnis ein. Vor gar nicht allzu langer Zeit wurde mir bei einem Gig vom Techniker, welcher mich kannte und auch die Castingshow im Fernsehen verfolgte, erklärt wie ich mein Mikrofon halten sollte. Das hat mich wirklich beschäftigt und ich glaube, solche Erlebnisse machen überwiegend Frauen. Ich hatte das Gefühl, mir werden als weibliche Musikerin öfter meine Kompetenzen abgesprochen.

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