Mit dieser Serie bündelt mica – music austria die Erfahrungen und Sichtweisen von Frauen im Musikbusiness. Warum „100 Prozent“? Weil Gleichstellung zu 100 Prozent anstrebenswert ist… und es immer noch viel zu tun gibt. In diesem Interview spricht die Saxophonistin Andrea Edlbauer (u.a. MERVE, Annea) über ihre Erfahrungen im Musikbusiness.
Welche Personen/Institutionen/Förderprogramme haben dir auf deinem Weg im Musikbusiness weitergeholfen?
Andrea Edlbauer: Für mich sind es vor allem die persönlichen Begegnungen, die mir geholfen haben, Wege und Möglichkeiten zu sehen und umzusetzen. Die MUK war da beispielsweise sehr unterstützend und ich finde, dass viele interessante Kurse und Workshops angeboten werden.
Wichtig war für mich nach Wien zu kommen, da hier kulturell sehr viel passiert. Mir kommt vor, dass viele Unterstützungsmöglichkeiten in den einzelnen Bundesländern noch nicht angekommen sind – damit meine ich vor allem auch das Wissen darum. Ich möchte alle dazu ermutigen, sich zu trauen Personen anzusprechen und möglichst viele Fragen zu stellen. Ich habe es selten erlebt, dass mir nicht geholfen wurde und wenn, dann hat es wohl einfach nicht gepasst – da habe ich einen sehr pragmatischen Zugang.
Immer wieder habe ich auch bei euch, mica – music austria, um Unterstützung gefragt und diese auch bekommen. Fragen zu Förderungen, zum Verein, etc. werden sehr gut in Workshops beantwortet und auch für persönliche Gespräche ist Zeit und Raum. Das ist schon ein tolles Service, das ich leider erst sehr spät entdeckt habe. Finanzielle Unterstützung ist gerade für junge Musiker:innen sehr wichtig. Geholfen haben mir da Förderungen wie das Startstipendium, Projektförderungen der Stadt Wien, Kulturförderungen vom Land OÖ und der Österreichische Musikfonds.
„Man sollte einen langen Atem haben.“
Wie und wodurch hast du Erfahrung im Musikbusiness gesammelt? Was waren die größten Hürden und wie konntest du sie überwinden?
Andrea Edlbauer: „Learning by doing“ – ich denke, das ist der beste Leitsatz. Ich habe bis jetzt nicht annähernd das Gefühl, alle Hürden überwunden zu haben. Erfahrungen im Musikbusiness zu sammeln, ist für mich ein langer Prozess der „Step by Step“ stattfindet. Man sollte einen langen Atem haben.
Hattest du selbst passende Role-Models in deinem Umfeld, an denen du dich orientieren konntest?
Andrea Edlbauer: In meinen interdisziplinären Projekten mit ANNEA und MERVE haben wir uns oft an Federspiel orientiert. Sie waren und sind noch immer unsere Role-Models würde ich sagen.
„So ganz generell fehlen mir leider auf meinem Instrument mit meiner klassischen Ausbildung vor allem die weiblichen Role-Models.“
Welche Role-Models gibt es in Hinblick auf Frauen im Musikbusiness aktuell? Was kannst du selbst weitergeben?
Andrea Edlbauer: So ganz generell fehlen mir leider auf meinem Instrument mit meiner klassischen Ausbildung vor allem die weiblichen Role-Models. Ich hätte mich da gerne oft verbunden und nachgefragt. In der freien Szene gibt es einige tolle Musikerinnen, die ich bewundere und deren Schaffen ich verfolge. Diese haben jedoch oft ihren Background in anderen Musikgenres. Ich möchte alle jungen Musikerinnen dazu ermutigen, eine Solidarität unter Frauen zu entwickeln. Es
ist wichtig, dass wir uns gegenseitig unterstützen und weiterhelfen. Ich selbst stehe seit 2021 in einem Alumni Programm des Mozarteums Salzburg als Mentorin für Studierende zur Verfügung und helfe weiter, wo ich kann.
Welche Rolle spielt das Alter für dich?
Andrea Edlbauer: Das Alter spielt für mich eine Rolle. Ich habe immer wieder das Gefühl, dass ich schon drei Schritte weiter sein sollte. Ich bin erst relativ spät in die freie Musikszene eingestiegen, da ich selbst schon lange im Landesmusikschulwerk OÖ unterrichte und auch eine Ausbildung für Biologie und Musik auf Lehramt absolviert habe. Erst danach ist die Entscheidung gekommen, mehr mit freischaffenden Ensembles zu machen.
„Ich würde mir mehr Offenheit und Kooperationsbereitschaft von Veranstalter:innen und Veranstaltungshäusern wünschen.“
Was würdest du dir für eine diversere Musikszene wünschen?
Andrea Edlbauer: Ich würde mir mehr Offenheit und Kooperationsbereitschaft von Veranstalter:innen und Veranstaltungshäusern wünschen. Ich habe oft das Gefühl an diese nicht heranzukommen.
Welche Fragen wurden dir häufig gestellt, die einem Mann niemals gestellt werden würden?
Andrea Edlbauer: Ich möchte eher darauf hinweisen, dass ich oft nicht gefragt wurde, weil ich eine Frau bin. Männer vernetzten sich oft untereinander, weil sich das historisch so entwickelt hat. In den letzten Jahren merkt man, dass da schön langsam ein Umdenken stattfindet. Aber es braucht noch immer viel an Arbeit, dass Frauen annähernd die gleichen Chancen bekommen.
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