Seit exakt zehn Jahren bereichert das Linzer Label Interstellar Records nun schon die heimische Musikszene. Irgendwelche stilistische Einschränkungen in der Auswahl der Bands kennen die drei Köpfe hinter dem Label, Aina Niemetz, Richard Herbst und Markus Merzinger keine, einzig vielleicht, dass die Musik nicht unbedingt den Kriterien des Mainstream entsprechen sollte. Ob nun Noise-Rock, Hardcore, experimentelle Elektronik oder avantgardistisch angehauchte Klangarbeiten, das musikalische Spektrum der Veröffentlichungen ist weit gefasst. Anlässlich des zehnjährigen Bestehens des Labels wird natürlich ordentlich gefeiert. Und zwar am 11. November im Linzer Kapu. Für das musikalische Rahmenprogramm sorgen First Fatal Kiss und Peach Pit.
Oftmals gehören in der heimischen Musikszene ein hohes Maß an Idealismus und viel Mut dazu, ein eigenes Label zu gründen. Die Erfolgsaussichten, vielleicht irgendwann einmal das zumindest die investierten Kosten zurückzubekommen, halten sich in einem bescheidenen Rahmen. Dennoch gibt es erfreulicherweise immer wieder jene vom musikalischen Geiste verfolgten Leute, welche diesen Schritt wagen. Aina Niemetz, Richard Herbst und Markus Merzinger gehören zu diesen Leuten, die das Heft selbst in die Hand genommen haben. Mit dem Wissen, dass hierzulande eine Vielzahl talentierter und hochinteressanter Bands am Werken ist, fassten sie 2001, nachdem sich das von Herbst vorher betriebene Label Jurassic Punk Records aufgelöst hat, den Entschluss, es mit einem eigenen zu versuchen. Mit einem, das sich nicht an der Programmatik herkömmlicher Pop/Rocklabels orientieren sollte.
Generell kann man sagen, dass bei Interstellar Records Formationen unterkommen, die sich durch ihre ausgeprägte Offenheit, Experimentierfreudigkeit und innovative Ansätze auszeichnen. Die drei Betreiber des Labels verstehen Interstellar Records als eine Art Plattform, auf der Musiker und Bands, abseits aktueller Strömungen, ihr ganz eigenes individuelles Ding durchziehen können, ohne dabei irgendwelchen Einschränkungen unterworfen zu sein. Wobei Aina Niemetz, Richard Herbst und Markus Merzinger ihren Fokus nicht alleine auf die heimische Szene richten, sondern sehr wohl auch versuchen, im Rahmen von Festivals und Veranstaltungen, wie etwa den Label-Nächten oder dem seit 2004 alljährlich stattfindenden Interstellar Festival, Kontakte zu KünstlerInnen aus dem Ausland herzustellen. Ein weiterer Kanal über den die hauseigene Musik nach Außengetragen wird, ist die Sendung „Final Transmission“ auf Radio Fro, dem freien Linzer Radio.
Im Rahmen der Feierlichkeiten zum zehnjährigen Bestehen des Labels sind zwei Bands geladen, die seit vielen Jahren eng mit dem „Geburtstagskind“ verbunden sind. Das Wiener Dreiergespann First Fatal Kiss wird nach kurzer Auszeit erstmals wieder auf der Bühne zu sehen sein. Mit dem im vergangenen Jahr erschienenen Album „Danke Gut“ konnten Renée Winter, Maria Reisinger und Birgit Michlmayr einmal mehr eine überzeugende Talentprobe vorlegen. Die drei Musikerinnen dekonstruieren, nicht nur die als “Frauenband” gängige Rock-Klischees, sondern praktizieren via Popmusik die eigentliche Idee von Punk. Reduziert auf Bass, Schlagzeug und Synthie bieten sie minimalistischen, aber humorvollen Art-Rock zwischen Trash-Attitüde und feministischer Überzeugungsarbeit.
In Sachen musikalischer Energiepegel steht die kroatische Formation Peach Pit ihren drei Wiener Kolleginnen um nichts nach. Was die Band auf den Weg bringt, ist Postrock mit einem gehörigen Noise-Anteil, vielschichtig, abwechslungsreich und ungemein fesselnd. Mit im Gepäck haben Mihael Bele, Franjo Glušac und Bruno Vidović Vorberger ihr brandneues Album „dovidenja u calgaryju“. (mt)
Interstellar Records