The Boys You Know stellen sich vor

Die Einen kennen sie, die Anderen können sie. Oder auch nicht!  Denn all jenen, die noch nie etwas  von den jungen Wienern namens The Boys You Know (TBYK) gehört haben, sei dringend geraten, diese musikalische Bildungslücke sofort zu stopfen!

The Boys You Know sind nicht gerade das was der Name verspricht. Aber Geschlechteranarchie in der Band- Titulierung sind ja gerade schwer in Mode. Man denke da etwa an die äußerst gehypten, amerikanischen Indierocker von Girls, die ganz und gar nicht nach Mädchen aussehen, an den Riot Grrrl-Ableger MEN oder eben an das Hamburger Sängerinnen-Duo namens Boy. Verwirrung macht sich breit. Auch bei TBYK hat man an das Gendern gedacht und präsentiert mit Sophie Schmidauer eine wahre Meisterin am Bass. Weiters gesinnen sich Benjamin Philippovich (Schlagzeug), Mathias Kollos (Gitarre) und Thomas Hangweyrer (Gesang und Gitarre) zur einzigen Lady der Formation. Und komplett ist das Quartett, das am 8. März dieses Jahres auf Wohnzimmer Records ihr erstes Debütalbum veröffentlichte.

„Waste Your Time“ heißt das gute Stück, dass nicht nur ein mehrfaches Hören wert ist, sondern eigentlich in jede Plattensammlung gehört. Warum? Weil sich österreichischer Indiepop selten von solch frischer und gelassener Seite zeigt, weil nicht nur der Opener („All the other Kids“) überzeugen kann, sondern auch die restlichen 13 Nummern wahre Gustostückerln sind. Und auch deshalb, weil eine gewisse Spitzzüngigkeit – zumindest was die Textgestaltung anbelangt – nicht von der Hand zu weisen ist. Wie sonst erklären sich Textzeilen wie „We don’t drink, ’cause drinking harms our bodies / and we don’t dance, ’cause we don’t know how it’s done“. Diese Sätze müssten wohl aus den Mündern der Wiener Sängerknaben kommen, damit ihnen Glauben geschenkt wird. Tun sie aber nicht.

Obwohl ganz so falsch liegt man mit der Assoziation „The Boys You Know meets Wiener Sängerknaben“ gar nicht. Tatsächlich gibt es ein Bindeglied. Die Rede ist von Thomas Hangwreyer, ein Name, der jedem Kenner österreichischer Popkultur schon mal untergekommen sein sollte. Trotz juvenilen Alters hat es der ehemalige Sängerknabe, der den weltberühmten Chor im Alter von 16 Jahren verließ, weit gebracht. Er ist sprichwörtlich ein Hansdampf in allen Gassen, hat als Regisseur, Cutter und Darsteller bei diversen heimischen Filmfestivals brilliert und mit Theafilm seine eigene Produktionsfirma aufgebaut. Spezialisiert hat sich Hangwreyer dabei auf die Gestaltung von Musikvideos. Zu seinen Kunden zählt praktisch die gesamte heimische Indie-Prominenz, angefangen von Ja, Panik bis hin zu Die Eternias, Killed by 9 Volt Batteries und The Beth Edges.

Nach der visuellen Umsetzung diverser Musikdramaturgie war es der nächste logische Schritt, ein eigenes Projekt zu gründen. 2012 wurde daher TBYK aus der Taufe gehoben. Die Band besingt keine weltbewegenden Abgründe, eher Alltagsmomente, die jedem nur zu gut bekannt sein dürften. Und gerade deshalb macht es so viel Vergnügen das Erstlingswerk „Waste Your Time“ wieder und wieder anzuhören, ohne dabei jemals ein Gefühl von vergeudeter Zeit zu entwickeln.

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Selbst die Formation setzte bei der Produktion des Debüts auf minimale Zeitverschwendung. Innerhalb einer Woche war das gesamte Album mit Hilfe von Kollegen Wolfgang Möstl (Mile Me Deaf, Killed By 9V Batteries, Sex Jams) im Kasten. Wie schon gesagt, an Zeit wurde gespart, an treibenden Sounds nicht. Sowohl Schlagzeug, als auch Gitarre sowie der markante Gesang  Hangwreyers fließen gleichermaßen in das TBYK- Gesamtkonzept ein. Die Kombo ist immer wieder für Überraschungen gut. Gewollt oder nicht. Zumindest gestalten sich die Liedtexte bei Konzerten oft ganz anders wie auf Platte. Hauptsache auf englisch wird gesungen. Spontanität und Facettenreichtum kann man der jungen Truppe schon mal nicht abstreiten. Deshalb ist das Quartett sowohl auf dem Album als auch Live definitiv mehr als eine Hörprobe wert. Die Tatsache, dass sich TBYK mit ihrer aktuellen Single „Walk with me“ gerade auf den zweiten platz der Austrian Indie Charchts katapultiert haben, soll dabei als Bestätigung dienen.

Es steht wohl außer Frage, dass die Band bereits das ein oder andere Musikvideo aufwarten kann, diese sind allerdings kein Vergleich mit einem TBYK-Naherlebnis. Das nächste mal zu sehen und zu hören gibt es The Boys You Know ab Juni 2013 beim Sommerfestival Ihres Vertrauens. (bw)

Konzerttermine:

09. 06. 2013  Donaukanaltreiben, Wien
15. 06. 2013  Freiraum, St. Pölten
26. 07. 2013  Acoustic Lakeside, Sittersdorf

Foto © Dominique Hammer

http://www.theboysyouknow.com/