Porträt: Lonely Drifter Karen

Die Wiener Sängerin und Musikerin Tanja Frinta begeistert seit 2003 unter ihrem Pseudonym Lonely Drifter Karen mit ihrer Mischung aus Singer/Songwritertum, melodiösen Pop und Cabaret. Zuvor war sie in der Indie-Gitarrenband Holly May Sängerin und Gitarristin. Ihre Alben „Grass Is Singing“ und „Fall of Spring“ begeisterten Musikfans und internationale Medien gleichermaßen. Heute kann Tanja von ihrer Musik sogar leben. Von der Kategoriesierung ihrer Musik in Düster-Cabaret hält sie allerdings wenig.

2000 wurde die Band the Holly May gegründet, in der Tanja mit Sushila Mesquita am Schlagzeug, Lisa Wawrusch am Bass und Katrin Artner an Gitarre spielte. Als erstes Werk der female Indie-Gitarrenband entstand 2001 die EP „Where are the brilliant ballerinas?“, die im schwedischen Umea produziert wurde. Im Mai 2002 verließ Katrin Arntner die Band und die übrigen Musikerinnen machten als Trio weiter. Im Herbst 2002 starteten die Aufnahmen zum Album Debut „Time takes by and there you are…“  Sonja Eismann schreibt damals im Intro von „herzzerissenen Szenarien einer Cat Power, und auch Parallelen zur mädchenhaft spröden Stimme Suzanne Vegas“ über Tanjas Stimme. Das erste von diversen Indie-Medien gefeierte Debut, sollte aber auch das letzte Album bleiben, da sich die Band 2003 auflöste.

Tanja verließ Wien, ging nach Göteborg und machte dort im selben Jahr als Solokünstlerin weiter und veröffentlichte unter ihrem Pseudonym Lonely Drifter Karen beim Wiener Label Fettkakao mit „Sinsweettime“ ihre erste EP, auf der sie alle Instrumente, von Gitarre, Mundharmonika und Klavier selbst einspielte. Der Schritt in die Unabhängigkeit als Künstlerin und auch die Abnabelung von ihrer Heimat spielten dabei eine wichtige Rolle. Musik macht die Wienerin aber seit sie denken kann. Das erste Instrumente, dass Lonely Drifter Karen buchstäblich in ihre Finger bekam, war das Klavier ihrer Urgroßmutter, dass immer sehr verstimmt war. Da weder Tanja noch ihre Urgroßmutter darauf spielen konnten, hat sie immer improvisiert, als sie ihre Sommerferien bei der Uroma verbrachte. Musikerin wollte die Wienerin aber von klein auf werden:

Die Musik war immer ihre grösste Leidenschaft, etwas das einfach „raus“ muss. Die Entscheidung auf der Bühne zu stehen ist Tanja vor allem als Teenager in ihrer ersten Band Holly May nicht leicht gefallen weil sie extrem schüchtern war, und es noch immer ist. Heute hat sie sich aber irgendwie damit abgefunden. Konzerte zu spielen ist wie die Sängerin mica verrät immer wieder eine Überwindung und ein Sprung ins „kalte Wasser“! Und es gut, dass Lonely Drifter Karen ihr Lampenfieber überwindet, denn sonst könnte sie vermutlich nicht von ihrer Musik leben. Denn sie spielt viele Konzerte in ganz Europa und die Touren sind die Haupteinnahme ihrer Band. Und Tanja spielt auch gerne überall: In der Slovakei hat sie und ihre Band zweimal in einer Stadt namens Zilina gespielt, das Publikum war total aufmerksam und enthusiastisch, so Tanja.

Via Myspace hat sie die Musik ihrer heutigen Bandkollegen Marc Meliá Sorbrevias und Giorgio Menossi gehört, und dann mit beiden Kontakt aufgenommen. Marc hat in Barcelona gelebt und in einem „dark cabaret“ Projekt gespielt, während Giorgio, aus Verona stammend, experimentelle, rein instrumentelle Musik gemacht hat. Auf einer Italien Tour hat Lonely Drifter Karen Giorgio dann persönlich kennengelernt, und da sie auf der Suche nach einem Pianisten in Barcelona war und Giorgio gerade im Begriff stand ein Sokrates Uni Jahr dort zu verbringen, hat die Zusammenarbeit gleich geklappt: Sie haben sich in Barcelona wiedergetroffen und gemeinsam die Lieder eingespielt und dann auch Konzerte gespielt und schliesslich sind wir zu einer Band gewachsen.

2008 erschien die EP „The Owl moans Low“ auf dem belgischen Label Crammed Discs, dem Tanja bis heute treu geblieben ist. Im selben Jahr erschien der erste Longplayer „Grass is Singing“. Das Album wird von nationalen und internationalen Kritikern gleichermaßen gelobt von Art pop bis dark cabaret stand auf vielen Feulleitonseiten geschrieben. Die BBC verglich sie bereits mit Joanna Newsom. Das neue Album „Fall of Spring“ erblickte 2010 das Licht der Welt und begeisterte mit einer Vielzahl an Bläserarrangements und verträumt melancholischen Percussionklängen. Es gab auch einige Kollaboration wie zum Beispiel mit Emily Jane White und ihrer Band. Die Zusammenarbeit war besonders intensiv, da sie mit Loely Drifter Karen gemeinsam auf Tour waren und eine angenehme und produktive Zeit miteinander verbracht haben.

Mit dem Begriff Dark Cabaret, der gerne von Kritiker verwendet wird, weiß Tanja nur bedingt etwas anzufangen: Das erstes Album hat definitiv Kabaret Einfluesse, die aber musikalisch eher „hell“ sind, die Texte sind zum Teil mit unter dunkel. Als sie Marc kennenlernte hat er in einem „dark cabaret“ Projekt gespielt, was viele Einfluesse von Kurt Weill oder Jaques Brel hatte. Der Reiz lag für die gebürtige Wiener daran mit Marc Musik zu machen, wobei sie aber bald entdeckt haben, dass der „Kabaret“ Aspekt nur ein kleiner Teil ist, der sie verbindet und dass alle drei Musiker, ganz viele musikalische Einfluesse haben mit denen sie auch gerne und oft experimentieren. Was Lonely Drifter Karen ärgert, ist das sie manchmal als Kabaret Band eingestuft werden. Denn viele Journalisten tun sich einfach leichter ihre Musik so zu definieren, weil Folk/Rock/ Pop Bands  gibt’s Tausende, und die Musik die sie macht ist schwer zu beschreiben, daher nachdem Kabaret der „exotischte“ Begriff ist mit dem die Musik assoziert werden kann, werden sie oft als solche beschrieben, wobei vor allem beim neuem Album sehr wenig Kabaret zu hören ist, verrät die musikalische Weltenbummlerin.

Im Gegensatz zu ihrer eigenen Stimme hört Tanja sehr gerne tiefe Stimmen wie Nina Simone oder Tom Waits, aber manchmal lauscht sie auch der Musik von Blonde Redhead, deren Sängerin eine sehr hohe Stimme hat. Radfahren ist für die Musikerin ein idealer Moment, um Lieder zu singen. Die Musik ihrer Songs entsteht immer zuerst und erst dann fügt sich der Text in die Melodie ein. Die Songs entstehen aus einer Emotion heraus, wenn etwas neues oder einschneidendes im Leben von Lonely Drifter Karen geschieht. Die Lieder kommen einfach wann sie wollen und nicht wenn Tanja es will, wie sie es selbst beschreibt. Dann hoffen wir, dass die wunderbaren, melodiösen, bis ins kleinste Detail liebevoll arrangierten Songs noch lange aus Tanjas Unterbewußtsein ihren Weg in unsere Ohren finden!
(Markus Egger)

http://www.myspace.com/lonelydrifterkaren