Schaua ist ein umtriebiger österreichischer Elektronikmusiker: Er ist solo, aber auch in Kollektiven wie dot.matrix, der Musikarbeiterkapelle oder dem Hot Gameboy Music Club tätig. Seine Musik wird weltweit herunter geladen, ans Geldverdienen mit seiner Musik denkt Schaua trotzdem nicht.Das Interview führte Jürgen Plank.
Wie hat dein Musikmachen begonnen?
Es gibt eigentlich zwei Anfänge: Einerseits habe ich so wie jeder mit der Blockflöte angefangen und mein Vater war Obmann von der Musikkapelle in meinem Ort und sie haben noch keine Posaune gehabt – und so habe ich mit Posaune angefangen. Ich habe sechs Jahre lang Unterricht gehabt, aber ich habe meine Studien nicht sehr weit getrieben: Erstens hat es mich nicht sehr interessiert und zweitens habe ich eine Zeit lang eine Zahnspange gehabt, was bei einem Blasinstrument nicht unbedingt das Beste ist. Mit 16 habe ich mit der Posaune aufgehört und habe zu dieser Zeit ein Computerprogramm zum Musikmachen bekommen. In diesem Moment habe ich alles über den Haufen geworfen, was ich davor gelernt habe über Musik und habe mehr oder weniger von vorne angefangen.
Mit elektronischer Musik?
Ja, genau, das war mit 16 Jahren. Da habe ich begonnen am Rechner Dinge zusammen zu basteln. Zunächst mit dem Programm FastTracker. Ich habe die Lieder immer nach einem bestimmten Schema gebaut, nicht so dass es eine durchgehende Songstruktur gibt: Ich habe immer drei Loops gebaut, habe einen Hauptstrang daraus genommen und damit weitergebaut. So habe ich mehrere Lieder in ein Lied verpackt und wenn es drei Minuten lang war, war das Stück fertig. Die Struktur des Programms hat diese Vorgehensweise begünstigt.
Arbeitest du heute noch immer so?
Nein. Ungefähr im Jahr 2000 habe ich das Musikprogramm Buzz bekommen, das ist Freeware. Mit dem baue ich noch immer meine Stücke und das ist eine Art modularer Tracker, so ähnlich wie Reaktor. Damit kann man leichter Songs bauen, mit Spuren, die durchgehen. Es ist zwar furchtbar veraltet, aber ich kann mit diesem Programm sehr gut umgehen.
Seitdem veröffentlichst du deine Stücke auch hauptsächlich online?
Zu veröffentlichen habe ich ungefähr im Jahr 2005 begonnen, auf dem Net-Label Laridae. Davor habe ich für mich produziert, im Jahr 2002 bin ich Mitglied des Hot Gameboy Music Clubs geworden und ich habe auch im FM4-Soundpark einzelne Tracks veröffentlicht. Am 26. Oktober 2002 habe ich meinen allerersten Auftritt im flex gehabt. Das war im Rahmen eines Hymnen-Contest des FM4-Soundparks, bei dem ich unter die ersten 5 gekommen bin und der Preis war eben ein Auftritt im flex. Aus dem Soundpark heraus ist auch das Net-Label Laridae entstanden.
Wie hast du ab 2005 also deine Musik veröffentlicht? War das – außer beim Hot Gameboy Music Club, von dem es ja auch eine CD gibt – immer nur online und wie sehen die Online-Strukturen überhaupt aus?
Net-Labels waren im Jahr 2005 eine relativ große Geschichte, hauptsächlich in Deutschland. In Österreich ist das Konzept relativ unbekannt. Abgesehen von noch einem Net-Label ist Laridae das einzige in Österreich. Es hat mal kurz so ausgesehen, als ob das Konzept Net-Label größer werden könnte, aber die klassischen Medien haben sich dann doch wieder auf Plattenfirmen zurück gezogen. Man sieht das jetzt eh wieder: Singles, die im Radio gespielt werden, werden doch von Plattenfirmen veröffentlicht und werden auch rezensiert. Ein Net-Label ist im schlechtesten Fall einfach eine Website, von der du MP3s herunterladen kannst.
Wie ist das bei Laridae?
Im Fall von Laridae ist es so, dass man schon mehr versucht in die gleiche Richtung wie ein normales Label zu gehen. Es funktioniert eh gleich wie bei einem normalen Label: Du musst halt schauen, dass du in alle Medien kommst, dass du regelmäßig Veröffentlichungen hast. Dass du eine Labellinie zusammenbringst. Dass du präsent bist, dass man dich kennt.
Wie läuft die Promotion bei einem Net-Label?
Ein bisschen anders wie bei normalen Labels: Du schaust halt, dass du in die Blogs hineinkommst und in allen Foren postest. Es gibt eh eine Community und Laridae hat schon einen guten Namen. Letztes Jahr waren wir in den de:bug-Net-Labelcharts, neben Labels, die echt Geld damit machen. Bei Laridae läuft alles ohne Geld. Geld verdient man heute als Musiker sowieso nur mehr über das Booking – und für die Booking-Arbeit hat aber keiner Zeit.
Mit Downloads wird ja in Österreich doch etwa ein Viertel aller Umsätze, die mit Musik erzielt werden, erreicht. Wäre es nicht ideal für einen Musiker, der auf einem Net-Label veröffentlicht, auf den kostenpflichtigen Plattformen auch drauf zu sein – oder bist du dort eh?
Ich glaube nicht, dass ich dort drauf bin. Was bei Downloads glaube ich funktioniert, sind Singles von großen, bekannten KünstlerInnen. Ich glaube, ich bin nicht so bekannt, dass jemand für ein Lied von mir bezahlen würde. Wenn jemand das will, kann er das via paypal auf meiner Website machen. Sobald Geld im Spiel ist, wird es stressig und es kommen unangenehme Dinge dazu: Eigentlich will ich, dass meine Musik kostenlos veröffentlicht wird, denn so habe ich keine Zwänge. Musik musst du sowieso für dich selbst machen, wenn du sie nicht für dich selbst machst: Vergiss es, das hat eh keinen Sinn! Sobald Geld im Spiel ist, solltest du schauen, dass du Verträge hast und das macht keinen Spaß. Dafür mache ich nicht Musik.
Eine Platte von dir wurde über 4000 Mal herunter geladen. Wie viele Zugriffe gibt es insgesamt auf deine Releases?
Ganz genau kann man das nicht sagen, aber ich habe mal eine Statistik zugeschickt bekommen, die zeigt, dass meine Veröffentlichungen mehr als 10.000 Mal herunter geladen worden sind. Das ist schon recht viel und hat mich selbst sehr überrascht. Mein erster Release war ein Stückwerk aus verschiedenen Tracks, die sich angesammelt haben. Der zweite Release war eher eine ruhige Ambient-Platte. Ein Berliner Netz-DJ, der ein Stück von mir in einer seiner Sendungen gespielt hat, hat mal gemeint, dass mein Zeug total irre ist und dass alle Sachen auf Laridae irre sind und dass ihm das total taugt. Ich habe auch ein reines Gitarren-Rock-Album gemacht, das ist nicht so gut angekommen, aber ich wollte das einfach machen. Das aktuelle Album auf Laridae heißt “The Great Sadness Gong”.
Passieren die Downloads deiner Musik weltweit und weißt du wo deine Fans sitzen?
Laridae und ich haben einige Fans in Russland. Laridae hat auch einige Releases von weißrussischen Bands veröffentlicht, die echt verdammt gut sind. Meine Musik ist glaube ich eher in Ost-Europa verbreitet, auch in China. Bezüglich U.S.A. weiß ich nicht, aber es gab z.B. einen begeisterten Blog-Eintrag aus Spanien, der mich sehr gefreut hat.
Mit Herbert Weixelbaum arbeitest du ja auch zusammen an einem Projekt. Was ist das?
Das ist Herbert & Schauer, mit diesem Projekt haben wir schon 4 Auftritte gemacht. Dabei spiele ich Bass und singe, Herbert spielt Gitarre und arrangiert die Stücke am Gameboy. Die Stücke sind von mir, aber bei mir ist es so, dass viele Sachen im Demo-Modus stecken bleiben, weil ich auf das Herumschrauben an Details nicht so großen Wert lege. Das macht Herbert aber Recht gern und so ergänzt sich das gut.